2. Verkündigungsaspekt
- Kinder brauchen von ihren Bezugspersonen Zuwendung und Liebe. Erziehende können nicht nur geben, sie brauchen auch selbst Kraftquellen, aus denen sie schöpfen können. Für Christen ist dies die in den Erfahrungen der Bibel und der Christenheit zugängliche Beziehung zu Gott. Auch Kinder sollten Zugang zu solchen Quellen von Lebenskraft finden, die über das hinaus reichen, was Eltern ihnen geben können.
- Kinder brauchen Bezugspersonen, die ihren existentiellen, bohrenden Fragen nach dem Woher und Wohin, nach Leben und Tod, nach Gott und dem Sinn der Welt nicht auswei chen, sondern sich als Gesprächspartner anbieten.
- Eltern brauchen Anregungen und Hilfe, um mit solchen Aufgaben und Fragen umgehen zu können. Oft liegen ihre letzten eigenen Erfahrungen mit religiöser Tradition weit zu rück, oft sind sie nur negativ besetzt. Was können sie mit gutem Gewissen ihren Kindern weitergeben?
- Der Wandel von der Jugend- zur Erwachsenenreligiosität blieb oft unreflektiert. Glau bens- und Gottesvorstellungen blieben in der Kritik an und Ablösung von Kindervorstel lungen stecken. Als Erziehende aber nehmen sie jetzt eine andere Rolle ein. Sollen sie zu eigenen Kindheitsvorstellungen vom Glauben zurückkehren? Oder wie können sie sonst die religiöse Dimension angemessen ins Spiel bringen?
- Auch Familien brauchen spirituelle Erfahrungen des Vertrauens, der Zuversicht, des Ge halten-Seins.
Am Kindergarten kann Gemeinde lernen, situationsbezogen von Gott und vom Glauben zu reden und zu handeln.
- Biblische Geschichten erzählen: Situationsorientiertes Erzählen geht von dem aus, was Kinder brauchen und suchen: Angesichts von Verunsicherung suchen sie Stärkung des Vertrauens, angesichts erlebter Entmutigung Anerkennung und Zuspruch, angesichts von Nüchternheit und erlebter Grenzen Hoffnung, angesichts von Konflikten Vergebung und Neuanfang. In entsprechend ausgewählten und erzählten biblischen Geschichten finden die Kinder Ermutigung, die ihnen weiterhilft. Mit den Personen der Geschichte erleben sie das, was auch ihnen gut tut. Das Reden von Gott bleibt so nicht abstrakt, sondern ist ein gebettet in konkretes Geschehen, es kann gehört, gespielt, gestaltet werden. Kinder leben so in und mit den Geschichten.
- Mit Kindern von Gott reden: An die Stelle schneller, „richtiger“ Antworten auf die Fragen der Kinder tritt das aufmerksame Hinhören und Nachfragen, das Sich-Einlassen auf die Denkbewegungen der Kinder. Das ist die Basis, auf der gemeinsam nach angemessenen Antworten gesucht werden kann. So können oft genug Erwachsene von überraschenden und tiefen Gedanken der Kinder lernen.
Gemeinde muß interessiert sein an solchen Modellen der Verkündigung vom Kind her und auf es hin. Religionspädagogische Erfahrungen im Kindergarten können Impulse sein für Kindergottesdienst, Kindergruppen, Krabbelgottesdienste, auch Erwachsenenbildung und Predigt. Im Zusammenwirken aller in der Kinder- und Familienarbeit Tätigen könnten solche Erfahrungen ausgetauscht werden.
Die in der Kindertagesstätte Tätigen brauchen aber auch Unterstützung von anderen Mitar beitenden der Kirchengemeinde:
- Religiöse Erziehung ist für viele Erzieherinnen ein fremdes Feld, mit Unsicherheit ver bunden. Was erwartet der Träger? Was ist richtig, was falsch? Und was ist mit eigenen Zweifeln und Fragen? Wenn andere Mitarbeitende in der Kirchengemeinde von ihren Schwierigkeiten mit der religiösen Erziehung erzählen, könnte das erleichtern und posi tive Möglichkeiten eröffnen.
- Theologisches Fachwissen der anderen ist oft ein Hindernis für das eigene Erzählen von Gott. Elementare Zugänge zum christlichen Glauben könnten gemeinsam bedacht und er örtert werden. Andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnten an ihrem Ringen um an gemessene Zugänge Anteil geben.
- Größere Vorhaben verlangen nach gemeinsamer Vorbereitung mit anderen. Wer traut sich das religionspädagogische Gespräch mit den Eltern zu? Wer hilft mit, wenn etwa ange sichts eines Todesfalls Fragen aufbrechen?
x Religiöse Erziehung kleiner Kinder ist in vielen Gemeinden ein zu wenig bedachtes Thema. In der theologischen Ausbildung der Hauptamtlichen kommt es kaum vor. Praktische Erfahrungen machen die Erzieherinnen im Kindergarten. Beide brauchen einander, um weiter zu kommen. Eltern sollten nicht nur zur Erfüllung des bei der Taufe gegebenen Versprechens gemahnt werden, sollten konkrete Hilfestellungen und Anregungen bekommen. Diese Auf gabe ist viel zu wichtig, um sie nur den Theolog(inn)en oder nur den Erzieher(inne)n zu überlassen.