3. Gemeinschaft in der Pluralität der Meinungen
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- Kinder brauchen Kontakte zu Gleichaltrigen und zu anderen Bezugspersonen, Auseinan dersetzung mit anderen Meinungen, Erweiterung des eigenen Horizonts durch andere. Dazu gehören Erfahrungen des Anderen, Neuen, Fremden. Neugier wird geweckt; nicht Ablehnung, sondern Interesse sind für Kinder kennzeichnend.
- Kinder brauchen aber auch Einübung in angemessene Umgangsweisen mit Fremdem. Das eine kann zum Eigenen werden, das andere nicht. Respektvoller Umgang mit dem Frem den braucht entsprechende Vorbilder.
- Das gilt insbesondere für den religiösen Bereich. Kinder brauchen Menschen, die ihnen bei der Klärung der vielen Fragen helfen. Warum ist so vieles bei anderen Konfessionen und Religionen anders?
- Zum Leben in der eigenen religiösen Tradition gehören Erfahrungen des Miteinanders, der gemeinsamen Vollzüge und Rituale.
- Eltern brauchen das Gespräch mit anderen Eltern, weil Erziehungsgrundsätze immer wie der neu zur Diskussion stehen und viel Unsicherheit besteht, was denn in bestimmten Si tuationen wohl angemessen sei.
- Eltern brauchen auch Gelegenheit, mit anderen über Fragen des Glaubens und der religiö sen Erziehung ins Gespräch zu kommen, weil gerade hier die Verunsicherung besonders groß ist.
- Bei den Eltern, die ihre Kinder in der Kindertagesstätte haben, sind die verschiedensten religiösen Einstellungen vertreten. Hier können die Mitarbeitenden der Gemeinde Perso nenkreisen begegnen, die in den traditionellen Gemeindeveranstaltungen kaum erschei nen. Auseinandersetzungen mit kritischen Einstellungen gegenüber der Kirche, aber auch mit unterschiedlichen Positionen zur Relevanz des christlichen Glaubens heute bieten sich an. In der Kindertagesstätte sind diese Personen da und müssen nicht erst mühsam erfaßt werden.
- Die in der Kirchengemeinde Wirkenden bekommen so mancherlei Anregungen, die kirchliche Binnensprache zu verlassen und argumentationsfähiger zu werden. Fragen nach den Zielen kirchlicher Arbeit werden gestellt – das nötigt dazu, sich über die eigenen In tentionen klarer zu werden, am Leitbild für die Gemeinde zu arbeiten.
- In der Kindertagesstätte machen Eltern oft neue, ermutigende Erfahrungen mit Gemeinde. Vorurteile können abgebaut werden. Manche Eltern sind zur Mitarbeit etwa bei Familien-und Krabbelgottesdiensten, sozialen Projekten usw. bereit.
- In der Kindertagesstätte findet in der Regel Begegnung mit anderen Religionen statt. Hier hat Gemeinde ihr Lernfeld für Fragestellungen und Aufgaben, die in Zukunft sicherlich an Bedeutung gewinnen werden. Hier kann in der Vielfalt konkreter Herausforderungen wie grundsätzlicher Klärungen interreligiöser Dialog erprobt werden.
- Bei der Suche nach dem evangelischen Profil angesichts der unterschiedlichen Erwartun gen, die Eltern an den Kindergarten herantragen, brauchen die Erzieherinnen die Mitar beit, das Mitdenken anderer Verantwortlicher in der Gemeinde. Welche Positionen kön nen von dem Team der Kindertagesstätte und den Verantwortlichen in der Gesamtge meinde gemeinsam getragen und vertreten werden?
- Gerade der angemessene Umgang mit Eltern und Kinder anderer Religionen ist oft noch ungeklärt. Wer kann die nötigen Informationen einbringen? Wer ist bereit, die Gratwande rungen zwischen eigener Identität und Offenheit für das andere, zwischen Verwurzelung im Eigenen und der Begegnung mit dem Fremden, zwischen dem Profil eines evangeli schen Kindergartens und den Bedürfnissen der Kinder anderer Religionen mitzugehen?
- Auf welche anderen Angebote der Gemeinde kann der Kindergarten verweisen? Mit wem könnten evtl. Wochenendfreizeiten, Elternseminare gemeinsam geplant und durchgeführt werden?
Gemeinde muß sich im Umgang mit der Vielfalt von Überzeugungen, religiösen Ein stellungen wie im Umgang mit anderen Religionen bewähren. In der Kindertagesstätte kann dies erprobt werden.