4. Feiern
- Kinder brauchen Strukturierung der Zeit durch den Wechsel von Alltag und Festzeit. Das gilt für den Tagesablauf mit dichten Zeiten wie etwa dem Zu-Bett-Bringen mit dem Gute-Nacht-Gebet, für den Wochenrhythmus mit dem Wechsel von Werktag und Feiertag, für den Jahreskreis mit seinen Festen, für den Lebenskreis mit den wiederkehrenden Verge wisserungen etwa im Geburtstag oder Tauftag.
- Kinder brauchen einen handlungsorientierten Zugang zu den Ritualen und Festen durch Spielen, Raumgestaltung, Singen, Tanzen, Basteln, Essen und Trinken, Geschenke. Sie brauchen die ihnen angemessene Mischung von Ausgelassenheit und Konzentration.
- Festinhalte machen sich für Kinder besonders in Geschichten fest. In ihnen kommt zum Ausdruck, was dieses Fest vom christlichen Glauben her bedeutet, was es uns über unsere Beziehung zu Gott mitteilt.
- Eltern brauchen Anregungen, den Wechsel von Alltag und Festzeit mit den Kindern sinn voll zu gestalten. Dazu gehört auch das Überprüfen und Befragen der eigenen Festtradi tionen, ob sie so heute noch tragen. Was kann für die eigene Familie neu entdeckt wer den? Welche entleerten Feste könnten so neu gefüllt werden?
- Familien brauchen auch Zeichen des Segens. Bei der Taufe etwa geht es auch um die ganze Familie. Wie kann auch später den Familien Begleitung durch Gott zugesprochen werden?
An ihrer Kindertagesstätte kann die Gemeinde lernen, das Feiern ganzheitlicher, lebendiger zu gestalten.
- Die Bedeutung lebensbegleitender kirchlicher Handlungen (Kasualien) kann wahrge nommen, vielleicht können neue gewonnen und gemeinsam gestaltet werden (z.B. das eingangs beschriebene Segensfest).
- Die Unterschiede zwischen kirchlichen Festtraditionen und der Familienreligiosität kann wahrgenommen werden, samt der Aufgabe, beides miteinander in Beziehung zu setzen.
- Die oft noch sehr dogmatisch überladenen und häufig auch abstrakten Festtheologien (Ostern, Pfingsten...) könnten auf elementarere Zugänge hin befragt werden.
- Das Feiern in den Kinder- und Familienkreisen der Gemeinde könnte durch die pädagogi sche Kompetenz der Erzieherinnen in Beratung und auch Mitwirkung bereichert werden.
Der Kindergarten braucht auch beim Feiern die Einbettung in den weiteren Rahmen der Ge meinde,
- damit sich Feste über die Grenzen der Kindertagesstätte hinaus öffnen und andere dazu eingeladen werden können, z.B. bei Gottesdiensten. Mitwirkung bei zentralen Festen der Gemeinde macht auch auf die Arbeit der Kindertagesstätte aufmerksam, verschafft den Kindern Anerkennung für ihre Beiträge.
- damit durch Beratung von seiten anderer Mitarbeitender in der Gemeinde das Feiern in der Kindertagesstätte inhaltlich, durch Symbole, Gesten und Bilder des Glaubens ange messen bereichert werden kann. Kindergärten haben oft noch das Image des „Bastelns“. Das Engagement für Feste wird oft gemessen an der Fülle der dazu produzierten Dinge und Geschenke. Zusammen mit anderen könnten neue Akzente gesetzt werden: mehr Qualität statt Quantität, mehr konzeptionelle Überlegungen als Aktionismus.
Geben und Nehmen heißt, daß die Erzieherinnen nicht nur die Feste der Gemeinde bereichern durch die Beiträge der Kinder, sondern daß im Kindergarten und von ihm aus Festgestaltun gen konzipiert werden, die dann auch ihre Kreise in weitere Bereiche der Gemeinde hinein ziehen können (z.B. ein Tauffest, das die/der Pfarrer(in) mit den Erzieherinnen plant und durchführt; ein Pfingstfest, das vom Kindergarten aus seine Kreise zieht).
Feiern und Feste sind gewichtig verankert sowohl in der Kindertagesstätte – dort mit viel Kreativität in der Gestaltung – als auch in der sonstigen Kirchengemeinde – dort mit oft sehr gewichtigem theologischen Überbau. Im Zusammenwirken könnten die Festangebote für Familien und Kinder nach Inhalt und Gestaltung bereichert werden.
Die neueste EKD-Umfrage belegt, daß kirchliche Kindereinrichtungen mit steigender Ten denz nachgefragt werden. In den Kirchengemeinden finden Angebote für Kinder und Fami lien oft größere Resonanz als die ausschließlich für Erwachsene bestimmten. Aber immer weniger Eltern sehen sich in der Lage, die religiöse Erziehung selbst zu leisten, und delegie ren sie an die „Experten“ im kirchlichen Kindergarten und in anderen Bereichen der Kirchen gemeinde. Kindergarten und Kirchengemeinde überhaupt sind herausgefordert, die damit ge stellten Aufgaben gemeinsam anzugehen und die bestehenden Chancen zu nutzen. Wichtig aber ist in jedem Fall, die nächsten Schritte sorgfältig zu planen, um beiden Seiten vor Über forderung und nachfolgenden Enttäuschungen zu bewahren.
► Wie nehmen wir die Situation der Familien wahr? Wo sind die Bedürfnisse besonders
groß?
► Wie ist die Zusammenarbeit innerhalb der Kirchengemeinde bisher strukturiert? Zu wel chen Personen / Gruppen / Gremien bestehen welche Kontakte?
► Welche Aufgaben wurden bisher schon gemeinsam bedacht und verantwortet?
► Was gelingt gut, wo zeigen sich Schwierigkeiten?
► Welchen neuen Aufgaben sollten zuerst aufgenommen werden?
► Welche Strukturen der Zusammenarbeit sollten dazu verbessert oder neu entwickelt wer den?
► Mit welchen Personen sollten neue Kontakte geknüpft werden?
► Sollten Verantwortlichkeiten in der Kirchengemeinde für die Kindertagesstätte anders geregelt werden?
► In welchen Einzelschritten soll die Aufgabe bearbeitet werden? Was sind die ersten Schritte?
► Mit welchen Hindernissen ist zu rechen?
► Wie sollen Ergebnisse festgehalten werden? Wer soll auf welche Weise darüber informiert werden?
► In welcher Weise soll die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden?