Jona
Jona im Koran
Auch Yunus war einer der Gesandten. (37:139) õ Scheint es den Menschen so verwunderlich, dass wir einem Mann aus ihrer Mitte offenbart haben: „Warne die Menschen, und verkünde die frohe Botschaft denjenigen, die glauben, damit sei einen Platz bei ihrem Herrn haben werden“? Die Ungläubigen sagen: „Das ist ganz offensichtlich ein Zauberer“. (10:2) õ Yunus floh auf ein vollbeladenes Schiff. Da loste er mit der Besatzung des Schiffes und verlor dabei, worauf man ihn ins Meer warf. Der Wal verschlang ihn, während er sich selbst tadelte (37:140-142) õ Gedenke des Yunus, der – erzürnt über sein Volk – aus eigener Entscheidung von ihm fortging. Er glaubte, wir würden ihn nicht belangen. Da fand er sich in Finsternis im Leib eines Wals und rief uns an: „Es gibt keinen Gott außer dir. Erhaben bist du. Ich bin einer der Ungerechten.“ (21:87) õ Wenn er nicht zu jenen gehört hätte, die Gott preisen, wäre er sicherlich bis zum Tage der Auferstehung im Bauch des Wals geblieben. Dann warfen sie ihn ins Freie, und er wurde krank. Anschließend ließen wir eine Kürbispflanze über ihm wachsen. Wir schickten ihn zu hunderttausend oder mehr Menschen. Sie wurden gläubig. So gewährten wir diesen eine Zeit lang Schutz (37:143-148) õ Warum gab es denn keine Gemeinschaft, die gläubig wurde, so dass ihr Glaube ihr dann genützt hätte – ausgenommen das Volk von Yunus? Als seine Mitmenschen gläubig wurden, befreien wir sie von der schmachvollen Strafe im Diesseits und ließen sie das Leben eine Zeit lang genießen (10:98) õ Wir erhörten sein Bittgebet und retteten ihn aus der Bedrängnis. Also retteten wir die Gläubigen (21:88) õ So warte geduldig auf den Befehl deines Herrn, und sei nicht wie Yunus, der Mann des Wales, als er seinen Herrn anrief, während er von Kummer erfüllt war. Wäre ihm keine Gnade von seinem Herrn erwiesen worden, wäre er sicher an ein unfruchtbares Land geworfen worden, und er wäre geschmäht worden. Doch sein Herr erwählte ihn und machte ihn zu einem der Rechtschaffenen (68:48-50) õ
Dazu auch ein Beispiel aus einem christlichen Erzählbuch:[1]
Jona war ein Prophet in Israel. Eines Tages sprach Gott zu ihm: „Jona, steht auf!
Verlasse dein Land und geh in die Stadt Ninive! Warne die Menschen dort! Denn sie richten großes Unheil an.“
Da erschrak Jona. „Nach Ninive?“ sagte er sich. „Nein, da gehe ich nicht hin. Dort wohnen doch meine Feinde! Sollen die Menschen dort machen, was sie wollen! Mich geht das nichts an. Ich gehe nicht nach Ninive.
Aber ich weiß, was ich mache: Ich laufe einfach davon. Da kann mich Gott nicht mehr finden. Dann muss ich auch nicht nach Ninive gehen.“
Da stand Jona auf und lief weg. Nicht nach Ninive, sondern zum Meer lief er hin. Dort lag ein Schiff im Hafen. Jona ging hin und fragte: „Kann ich mit euch fahren?“ Der Kapitän nickte. Da gab Jona ihm das Fahrgeld, stieg in das Schiff und fuhr auf und davon.
Der Wind blies voll in die Segel. Das Schiff glitt ruhig durchs Wasser. Aber Jona sah nichts davon. Er lag ganz unten im Schiff und dachte zufrieden: „Hier unten kann mich Gott nicht sehen.“
Da zog plötzlich ein Unwetter auf. Der Himmel wurde ganz schwarz. Es blitzte. Es donnerte. Der Sturm brauste und peitschte über das Wasser. Und haushohe Wellen schlugen gegen das Schiff, so dass es krachte.
Da erschraken alle Matrosen und schrien vor Angst. Sie erhoben die Hände zum Himmel und beteten zu ihren Göttern: „Rettet uns! Helft uns, ihr Götter!“ Aber Jona lag unten im Schiff und schlief tief und fest.
Da stieg der Kapitän zu ihm hinab, rüttelte ihn wach und rief: „Was fällt dir ein? Wie kannst du jetzt schlafen? Steh auf! Ruf deinen Gott an! Vielleicht hilft der uns.“ Schnell stand Jona auf und ging zu den anderen an Deck.
Als er aber den Sturm und die Wellen sah, da wusste er plötzlich: Gott hatte ihn gefunden.
„Bist du schuld an dem Sturm?“ fragten ihn die Matrosen. „Ja“, sagte Jona, „ich bin es.“
Die anderen schauten Jona entsetzt an. „Wer bist du denn?“ fragten sie. „Und woher kommst du?“
Jona antwortete: „Ich komme aus dem Land Israel. Und ich glaube an Gott, den Herrn, der die Erde und alle Meere gemacht hat. Aber ich bin vor ihm geflohen. Darum hat er diesen Sturm geschickt.“
„Aber“, so fragten die anderen, „was sollen wir nun mit dir machen?“ Jona schlug vor: „Werft mich ins Wasser! Dann hört der Sturm sicher auf!“ Aber die Matrosen wollten es anders versuchen. Sie nahmen die Ruder und ruderten mit aller Kraft. Doch sie kamen nicht vorwärts. Der Wind blies ihnen ins Gesicht. Da wussten sich die Matrosen keinen Rat mehr. „Ach Herr!“ beteten sie. „Vergib uns, was wir jetzt tun!“ Und sie packten Jona und warfen ihn in das Wasser. Da hörte der Strum plötzlich auf. Die Wellen legten sich. Der Himmel hellte sich auf. Als die Matrosen das sahen, beteten sie Gott an und brachten ihm Opfer.
Aber Jona? Was wurde aus Jona? Ertrank er im Meer? Nein, Gott schickte einen riesigen Fisch. Der verschluckte Jona mit Haut und Haar. Und noch bevor Jona begriff, was mit ihm geschah, saß er im Bauch des Fisches. Es war dunkel um Jona her und sehr eng. Aber er war gerettet! Da sang Jona ein Danklied und sprach dieses Gebet: „Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst. Und er antwortete mir. Wasser umgaben mich und gingen mir an das Leben. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott!“
Ahmad von Denffer erzählt so:[2]
Der Prophet Junus wurde von Allah zu den Leuten einer großen Stadt geschickt. Sie hatten alle die Gebote Allahs vergessen und taten viele unerlaubte Dinge. Deshalb sagte Junus zu ihnen: Ihr sollt nur an den einen Allah glauben und Ihm allein gehorchen. Ihr sollt zu ihm beten und nur Gutes tun. Sonst kommt eine schreckliche Strafe über euch!
Als die Leute nicht gleich auf ihn hören wollten, wurde Junus ungeduldig und sehr zornig und kehrte der Stadt den Rücken. Er wollte mit einem Schiff über das Meer fahren. Als das Schiff auf hoher See war, wurde er ins Meer geworfen. Da kam ein riesiger Fisch angeschwommen und schluckte Junus ganz wie er war hinunter, so dass er unverletzt in dem großen Fischbauch landete.
Junus tief drunten im dunklen Fischbauch begann in seiner Angst und Einsamkeit nachzudenken. Und da verstand er, dass er nicht so ungeduldig und zornig hätte sein dürfen. Er hätte bei den Leuten in der Stadt bleiben und immer wieder zu ihnen sprechen sollen. Und er hätte fest auf Allah vertrauen sollen. Und in seinem Unglück fing er an, von ganzem Herzen zu beten: O Allah! Es gibt keinen Gott außer Dir. Dich allein lobe und preise ich. Ich habe unrecht gehandelt. Wenn Du mir nicht hilfst, bin ich verloren!
Da erhörte Allah sein Gebet, so wie Er das Gebet aller erhört, die fest an ihn glauben. Und Allah machte dass Junus aus dem Bauch des Fisches wieder herauskam und an eine Küste gespült wurde vom Meerwasser. Dort lag er nun, krank und schwach und ganz elend. Doch Allah machte, dass über ihm ein Baum wuchs. Und der Baum spendete erfrischenden Schatten, und es wuchsen herrliche Früchte auf ihm. Da wurde Junus wieder gesund und stark. Und Allah schickte ihn zurück in die Stadt, wo die Menschen nun auf ihn hörten, als er ihnen sagte: Ihr sollt nur an Allah glauben, zu Ihm beten und stets das Gute tun.
Fragen:
l Worauf legen die Hinweise im Koran besonderen Wert?
l Worin unterscheiden sich die Nacherzählungen für Kinder des muslimischen Autors und
der christlichen Autorin?
l Was wäre Ihnen an der biblischen Nacherzählung besonders wichtig?
l Welche Aspekte des Glaubens könnten mit dieser Geschichte bedacht werden?
[1] Weth, Irmgard: Neukirchener Kinder-Bibel, Neukirchen-Vluyn 1988, S.142ff.
[2] Denffer, Ahmad von: Islam für Kinder, Haus des Islam Aachen 1983, S.50f.