Unter dem Segen Gottes das Leben führen:
Taufe als Segenszeichen und als Namensgebung

1. Meinungen und Fragen

-  In der Taufe bekommt man Gottes Segen

-  Die Taufe bewirkt, dass unser Kind unter Gottes Schutz steht.

-  In der Taufe bekommt das Kind noch einmal seinen Namen.

 

2.  Theologische Gesichtspunkte

Im Unterschied zur Einmaligkeit der Taufe ist der Segen etwas Wiederholbares, nicht an die Taufe Gebundenes. Eigentlich ist es eine eigenständige Handlung, die aber eng mit dem Tauf­ge­schehen verwoben ist. Die Geschichte von Jesu Segnung der Kinder wird verlesen, unmittel­bar nach der Taufe erfolgen Handauflegung und Segenszuspruch. Auch eine Segnung der Familie kann sich anschließen.

Was ist eigentlich mit Segen gemeint? Segen hängt zusammen mit "sagen". Es geht um gute Worte, die den Empfängern des Segens zugesprochen werden. Ursprünge weisen in magische Vorstellungen zurück, wonach durch Gesten, körperliche Berührung und auch Worte Kräfte des Lebens - beim Fluch auch des Todes - auf andere übertragen werden können. Geblieben ist bis heute die wohltuende Erfahrung, von anderen mit guten Wünschen bedacht zu werden, sie bei sich zu spüren, zum Geburtstag, zum Jahreswechsel. Das gilt insbesondere im Blick auf Gott als dem Geber guter Gaben und der Kräfte des Lebens, dem Begleiter auf unserem Weg. Segen be­deutet, "handgreiflich" von ihm zugesagt zu bekommen, was unser Leben fördert, ihm Wachstum, Gedeihen und Erfüllung gibt in den alltäglichen Herausforderungen, die an unseren Kräften zeh­ren.

Segen bezieht sich auf das Leben in all seinen Aspekten, von der Nahrung bis zum gedeihli­chen Zu­sammenleben mit den anderen. Seit der Verabschiedung von den Jüngern und seinem Verspre­chen, mitten unter uns zu sein, ist auch Jesus Christus der Segen Spendende, deswegen verbin­det sich die Segensgeste mit dem Kreuzzeichen. Mit den Wegkreuzen an den Feldern zum Bei­spiel wird die segnende Kraft Jesu Christi erbeten.

An den sogenannten Knotenpunkten des Lebens ist das Bedürfnis nach Segen besonders groß: der Konfirmationssegen angesichts des Eintritts in die schwierige Zeit des Umbruchs von der Kindheit ins Jugendalter; der Trausegen beim Beginn des gemeinsamen Lebens. Eltern wün­schen sich für ihr Kind den Segen Gottes, weil sie angesichts drohender Gefahren, im Kleinen wie im Großen, auf dem persönlichen Lebensweg wie weltweit im Blick auf das Überleben der Menschheit die Grenze ihrer eigenen beschützenden Macht spüren. Früher wurde über ihnen bei der Taufe der Elternsegen gesprochen. Auch Kinder sind für zugesprochenen Segen emp­fänglich. Das Wachsen und Größer-Werden ist ihr Thema, sie suchen Schutz und Rückhalt an­gesichts der alltäglichen Ge­fahren und auch Zurücksetzungen, denen sie ausgesetzt sind. Sie erleben ihre Kleinheit und Schwächen, und es tut gut, wenn ihnen Gedeihen und Gelingen zu­gesprochen wird.

 

3. Problemanzeige und Lösungsansatz

Beim Bedenken und Erleben des Segens drohen immer auch magische Missverständnisse - so, als sei der zugesprochene Segen Gottes eine Garantieerklärung, als können es danach kein Un­heil mehr geben. So wichtig das Erleben des Segens ist - unmittelbar in der Handgeste oder auch im Sich-Hineinversetzen in begleitende Symbole - so unentbehrlich sind auch die beglei­tenden deu­tenden Worte.

In den Erzählelementen wird ihnen jeweils Raum gegeben: Gottes Segen hebt die negativen Erfahrungen nicht auf, sondern spricht die Kraft zu, sie durchzuste­hen. Gerade in der Not gilt es sich am zugesprochenen Segen festzuhalten, ihn für sich gelten zu lassen. In den Taufgeschichten selbst als auch in den begleitenden Symbolen  kommt dies immer wieder zu Wort.

Taufe als Namengebung

In der Bibel begegnen uns Menschen, die aufgrund besonderer Ereignisse einen neuen Namen be­kamen. Saulus wird nach seiner Bekehrung zum Paulus, Simon wird von Jesus Petrus, d.h. Fels genannt. Später erhielten auch Mönche mit dem Eintritt in den Orden einen neuen Namen. Dass Menschen bei einer besonderen Wendung in ihrem Leben mit einem neuen Namen bedacht wur­den, ist also nichts Ungewöhnliches.

Als sich die Praxis der Säuglingstaufe eingebürgert hatte, wurde die Namengebung mit dem Tauf­akt verbunden. Der Vorname ist nun der Name, mit dem das Leben als Christin und Christ be­ginnt.

Heute hat die Namengebung bei der Taufe keine Bedeutung mehr, zumal der Zeitpunkt der Taufe in der Regel Monate nach der Geburt liegt. Der Zusammenhang von Taufe und Namengebung ist in den säkularen Bereich abgewandert, sofern z.B. Firmengründungen "aus der Taufe gehoben", Schiffe "getauft" werden u.a.

Dennoch sollte der bleibende Bezug zwischen Taufsegen und Namen nicht übersehen wer­den: Der Täufling wird ganz persönlich bei seinem Namen genannt. Sein Name wird mit Gottes Namen verbunden, er bekommt dadurch gleichsam eine ganz neue Qualität. "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen: du bist mein!" (Jes.43,1) ist ein häufig gewählter Taufspruch. Er unterstreicht die ganz per­sönli­che Zuwendung Gottes zum einzelnen. Dazu gehört auch der individuelle Taufspruch.

Bei Tauferinnerungsgottesdien­sten können alle Kinder mit ihrem Namen genannt werden. In dieser Arbeitshilfe tritt der Aspekt des Namens zurück, sofern er sich kaum von den biblischen Taufgeschichten her entwickeln lässt und eine Trennung zwischen getauften und nichtgetauften Kindern ja vermieden werden soll. 


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