Religion mitten im Alltag
Religion mitten im Alltag
Dass Religiöses nicht neben dem Alltäglichen, sondern mitten in ihm zur Sprache kommt, das gilt nicht nur für das Miteinander im Kinderzentrum, sondern auch in der Familie. An den Fragen der Kinder wird dies in besonderer Weise deutlich. Religiös sind all die Fragen der Kinder, mit denen sie an die Grenzen ihrer Erfahrung rühren, an die Grenzen des Sichtbaren, die Grenzen des Lebens. Es sind die Fragen nach dem, was uns in dieser Welt hält, was auch über die Reichweite der vertrauten Bezugspersonen hinaus Geborgenheit stiftet, was dem eigenen Leben seinen Sinn zuweist angesichts von so vielem, was sinnlos erscheint. Mit solchen Fragen und Herausforderungen kann auf verschiedene Art und Weise umgegangen werden, philosophisch-humanistisch ohne Bezüge auf religiöse Überlieferungen oder auch mit dem Reichtum der in Religionen überlieferten Erfahrungen, so auch mit denen des biblisch-christlichen Traditionskreises.
Zum einen kann mit Eltern bedacht werden, wie solche Fragen inmitten des Alltäglichen aufbrechen:
- Kinder fragen nach Erklärungen der sichtbaren Zusammenhänge – und fragen
weiter, woher die Welt und die Menschen kommen und wohin sie gehen.
- Kinder nehmen Anteil an Geschichten und den Personen, die sich in der Welt
zurechtfinden, die Herausforderungen meistern, Anerkennung erfahren, sich
ihrer selbst gewiss sind – und begegnen dem auch gerne in biblischen Ge-
schichten.
- Kinder fordern Gerechtigkeit ein und suchen nach höchsten Autoritäten, die für
solche Gerechtigkeit sorgen und zu entsprechendem Handeln verpflichten –
und finden sie in den Weisungen Gottes.
Sinnvoll ist es deshalb, wenn bei Elternabenden u.a. religiöse Aspekte in entsprechende Themen integriert werden und so deren unverzichtbarer Beitrag zum Verständnis unserer Welt und des Lebens in ihr deutlich wird.
Zum anderen gilt es auch hier bei den Ressourcen der Eltern anzusetzen, anstelle bei Defiziten. Entscheidend sind eben nicht die möglichst klugen und richtigen Antworten, sondern es ist die Beziehung, in der sich Kinder auch mit ihren Fragen wohlfühlen, in der sie sich als gewichtige Gesprächspartner fühlen können, in der sie wertschätzende Resonanz spüren und sich motiviert fühlen, ihren Gedanken, inneren Bildern, ihrer Phantasie, ihren Schlussfolgerungen freien Lauf zu lassen. Eltern brauchen Bestärkung darin, dass die bestätigende Haltung dem Kinder gegenüber grundlegender ist als bestimmte Antworten, dass Antworten auch offen bleiben können, dass eigene Meinungen auch in Spannung stehen können zu dem von den Kindern in ihren Gedanken Verfolgten – so wie wir es vorhin beim Umgang mit den religiösen Vorstellungen der Kinder bedacht haben.
Elternbildung setzt bei dem an, was Eltern selbst mitbringen und einbringen können:
- bei dem Vertrauen, das sie den Mitarbeitenden im Familienzentrum entgegenbringen, bei ihrer Bereitschaft mitzuwirken,
- bei all den Möglichkeiten, religiöse Erfahrungen der Kinder aus dem Elternhaus sorgsam aufzunehmen
- und umgekehrt bei Gelegenheiten, in denen religiöse Erfahrungen aus dem Familienzentrum auch das Leben im häuslichen Umkreis bereichern können.