Das Profil evangelischer Familienzentren

Vortrag in Wuppertal am 17. April 2008

Warum engagiert sich Kirche in Bildungsaufgaben, die doch zum staatlichen Pflichtenkatalog gehören? Wie passt solches Engagement zu der vielfach von kirchlicher Seite her geforderten Reduktion auf die „Kernaufgaben“ einer christlichen Gemeinde? In meinem Vortrag möchte ich gerne aufzeigen, dass das Engagement evangelischer Träger in der Elementarpädagogik und nun auch bei der Entwicklung von Familienzentren keineswegs eine Aktivität am Rande des kirchlichen Aufgabenfelds ist, sondern tief in ihrem Selbstverständnis wurzelt. Kirche hat hier Wichtiges, das zu ihrem Auftrag gehört, einzubringen. Das gilt zum einen im Blick auf ihre diakonischen Aufgaben an Menschen und gesellschaftlichen Gruppen, die mit Benachteiligung zu kämpfen haben. Zu ihnen gehören die Kinder mit ihren Familien. In den Evangelien wird erzählt, wie Jesus sehr deutlich die Bedürfnisse von Kindern wahrgenommen und auf ihr Recht auf Lebensentfaltung aufmerksam gemacht hat. Mk 9 erzählt, wie er ein Kind in die Mitte stellt und dazu sagt: „Wer dieses Kind annimmt, der nimmt mich an!“ Kindern gebührt besondere Aufmerksamkeit und damit auch die Beachtung all dessen, was sie zum Leben brauchen.

 

Zum anderen ist Kirche in unserer Gesellschaft auch eine Anwältin dafür, dass die Dimension des Religiösen aus den Überlegungen zu einem angemessenen und umfassenden Bildungsverständnis nicht ausgeklammert wird. Religiöse Fragen gehören zum Bildungsgeschehen dazu. Sie sorgen dafür, dass das Verständnis unserer Wirklichkeit nicht auf das Vordergründige und Sichtbare eingeengt wird, sondern all das mit einbezieht, was dem Leben Sinn geben kann, was in der Tiefe all dessen verwurzelt, was Orientierung gibt, Ordnung stiftet, Lebensmut und Zuversicht schenkt. Nach den Evangelienberichten hat Jesus Kinder zu sich gerufen (Mk 10), ihnen Anteil am Reich Gottes zugesprochen, damit auch ihre Kompetenz bestätigt, mit der religiösen Dimension der Wirklichkeit neugierig, interessiert, tiefgründig und kreativ umgehen zu können. Kirchliche Stellungnahmen zum Bildungsverständnis sind wichtig, wie sie etwa von der EKD (Maße des Menschlichen. Evangelische Perspektiven zur Bildung in der Wissens- und Lerngesellschaft, 2003; Wo Glaube wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evangelischer Kindertageseinrichtungen, 2004) und auch von den Verbänden der Kindertageseinrichtungen formuliert wurden, genauso aber auch lebendige und konkrete Beispiele dafür, wie dies in der Praxis gelebt werden kann.

Im Folgenden möchte ich besonders auf diesen zweiten Aspekt, den Beitrag zur religiösen Bildung eingehen: Vor welche Chancen und Herausforderungen stehen Familienzentren, d.h. worauf ist hinsichtlich der religiösen Bildung v.a. im Blick auf die unter 3 Jährigen und über 6 Jährigen sowie auf die Eltern zu achten? Evangelisches Profil der Familienzentren soll sich in besonderer Weise darin zeigen, wie religiöse Bildung von Anfang an gut im Blick ist und auch über den Schulbeginn hinausweist.

An fünf Punkten sollen brennpunktartig Herausforderungen benannt und bedacht werden:

 

1. Bildung als Selbstbildung von Anfang an
2. Zusammenhang von Leben und Glauben von Anfang an
3. Christliche Traditionen im Zeichen der Selbstbildung
4. Aufgaben der Elternbildung
5. Das Familienzentrum in der Gemeinde

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