Weg nach Emmaus
Der Weg nach Emmaus (Lukas 24)
- Osterzeit gestalten
- Die heilende Gemeinschaft mit dem Auferstandenen mitempfinden
- Trauer verwandelt sich in Freude
- Theologisieren: Wie der Auferstandene in neuer Gestalt begegnet
- Theologisieren: Die Bedeutung des Abendmahl als Zeichen für die unsichtbare Gegenwart des Auferstandenen bedenken
Im Evangelium des Markus, das etwa 70 n. Chr. entstand, finden wir nur eine kurze Notiz: Danach offenbarte er sich in anderer Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie über Land gingen (Mk 16,12). Lukas, der sein Evangelium etwa 20 Jahre später verfasste, gewissermaßen als Überarbeitung und Erweiterung der Markus-Vorlage, hat diese Notiz weitergeführt zu der erzählerisch reich ausgestalteten Emmausgeschichte. Lukas war in der griechisch-hellenistischen Welt zuhause. Aus ihr hat er auch erzählerische Anschaulichkeit gewonnen: Die Begegnung der beiden Jünger mit dem zunächst unbekannten Fremden erinnert an das bekannte Motiv des uner-kannt mitwandernden Gottes. Entscheidend für uns ist aber nicht die Herkunft der erzählerischen Veranschaulichung, sondern inwiefern er mit ihr Wesentliches der Auferstehungsbotschaft verdeutlichte. Das gelang ihm auf eine Weise, welche die Emmausgeschichte zu einer der bekanntesten Ostergeschichten des Neuen Testa-ments werden ließ.
- Der Auferstandene begegnet in anderer Gestalt: Neues Leben ist keine unmittelbare Fortsetzung des irdischen, sondern etwas Neues. Der auferstandene Jesus Christus kann sich auf unterschiedliche Weise zu erkennen geben, auch in der eines unbekannten Wanderers.
- Alles in der Geschichte läuft auf den entscheidenden Moment des Wiedererkennens zu. Das geschieht genau in dem Ereignis, in dem der Jüngerkreis fortan die unsichtbare Gegenwart und Nähe des Auferstandenen spürte, nämlich in der Mahlfeier. In ihr kippt die Erzählung gewissermaßen von der einzelnen österlichen Erscheinungsgeschichte zu der fortan erlebten unsichtbaren Nähe des Auferstandenen in der Feier des Abendmahls.
- Hier liegt auch die größte Herausforderung für das Erzählen: Wie kann dieser Umbruch so erzählt werden, dass die Geschichte weder auseinander bricht noch das Geheimnisvolle des Erscheinens des Auferstandenen verleugnet?
- Es ist ein besonderer erzählerischer Kunstgriff, mit der Ahnungslosigkeit der beiden Jünger zu spielen. Die Zuhörenden wissen oder ahnen ja schon viel mehr als die beiden Wanderer. Das Neue der Auferstehungsbotschaft begegnet den beiden unterwegs in einem gewissermaßen seelsorgerlichen Gespräch. Sie spüren das neue Leben des Auferstandenen und dessen Nähe, die ihnen gut tut, sie tröstet und auf-richtet, ihnen einen Weg zum Verstehen weist – auch hier wieder die (noch) unsichtbare Nähe des Auferstandenen in der Form des Noch-nicht-Erkennens. Das kann der Erzählung viel an Lebendigkeit und Spannung geben.