Einzug in Jerusalem
Erzählvorschlag: Einzug in Jerusalem
Der Einzug in Jerusalem bringt Jesu Selbstverständnis als der ‚ganz andere König’ gut zum Ausdruck: Reitend zieht er in die Stadt ein, und die Menschen bereiten ihm einen begeisterten Empfang. Er ist der lange und sehnsüchtig erwartete königliche Gesalbte, der ‚Messias’. Aber entgegen den damals im Volk lebendigen politischen Messiaserwartungen eines neuen Königs, der die verhassten Römer aus dem Land vertreibt, verkörpert Jesus ein ganz anderes Messiasbild: Auf einem Esel reitet kein König, sondern einer, der unter den einfachen Menschen zuhause ist, ihre Armut und Not kennt und teilt. Jesus nimmt damit einen Zukunftsblick des früheren Propheten Sacharja auf: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel“ (Sach 9,9). Für die Kinder könnte interessant sein, wie hier das Bild des Königs mit ganz anderen Inhalten gefüllt wird, als sie es sonst aus Märchen und anderen Büchern gewohnt sind.
„Bald sind wir da“, sagt Simon Petrus zu seinen Freunden. „Es ist nicht mehr weit nach Jerusalem“. Als sie über einen Hügel kommen, liegt die Hauptstadt vor ihnen. Sie sehen die große Stadtmauer und den prächtigen Tempel, der aus allen anderen Häusern herausragt. Seine Dächer mit all den goldenen Verzierungen leuchten in der Sonne. „Jetzt sind wir gleich am Ziel“ sagt auch Jakobus. „Und was wird in Jerusalem geschehen?“ fragt er in die Runde der Freunde. „Jesus wird den Hohenpriestern und dem römischen Statthalter zeigen, dass er der richtige König ist“, meint Petrus. „Meinst du, die lassen sich das so einfach gefallen, dass da ein neuer König kommt?“ meint Andreas. „Die haben doch viele Soldaten, die sich gegen uns wehren können! Und wir haben keine, und Jesus wollte auch eigentlich nie, dass wir Waffen bei uns tragen. Das passt nicht zu uns, hat er immer gesagt. Ich möchte nur wissen, wie er da der neue König werden will!“ Jesus hat den letzten Satz mitgehört und sagt: „Es wird ganz anders sein, als ihr denkt!“ – „Eine leichte Sache wird das bestimmt nicht“, meint Petrus dazu.
Sie übernachten noch einmal außerhalb der Stadt in einem Bauernhof. Am nächsten Morgen leiht sich Jesus vom Hofbesitzer eine junge Eselin aus. Auf ihr reitet er der Stadt zu. „Auf einem Esel ist Jesus bisher noch nie geritten“, meint Andreas. „Ein Pferd würde für ihn, den neuen König, doch viel besser passen“, meint Simon Petrus. Und Jakobus sagt: „Jesus will es so. Vielleicht will er uns und allen Leuten in Jerusa-lem sagen, dass er ein ganz anderer König ist als die Menschen, die in Jerusalem regieren?“ – „Ob die das verstehen?“ fragt Matthias dazwischen, „ob das die Hohenpriester und Römer verstehen?“
Jetzt sind sie schon nahe an der Stadtmauer. Da kommen ihnen viele Menschen entgegen. Einer von ihnen ruft ihnen zu: „Bist du der neue König, wie es im Buch des Propheten steht, der auf einem Esel zu uns reitet?“ Und Jesus ruft laut zurück: „Ja, das bin ich!“ Da geht ein freudiges Rufen durch die Menge. „Sei willkommen bei uns, du guter König! Wir haben lange auf dich gewartet! Gott ist mit dir! Hosianna!“ Sie brechen Palmzweige von den Bäumen und legen sie vor Jesus auf den Weg. „Wir ehren dich, du neuer König!“ rufen sie dabei. Andere legen sogar Kleider vor Jesus auf den Weg: „Angenehm möge dein Weg in unsere Stadt sein!“ rufen sie dazu. „Endlich kommt zu uns der von Gott gesandte König!“
Die Freunde Jesu sind ganz begeistert. „Seht ihr“, sagen sie zueinander, „die Menschen haben es genau verstanden, wer Jesus ist. Und jetzt werden es die in der Re-gierung auch verstehen!“ – „Oder auch nicht“, meinen andere. „Das hier sind doch alles einfache Leute so wie wir. Das sind doch nicht die Reichen und Mächtigen. Die-se Leute freuen sich, dass Jesus kommt. Aber die anderen?“ – „Das wird sich schon zeigen“, meinen andere von Jesu Freunden. Zunächst sind sie aber alle zufrieden, dass sie so gut in der großen Stadt Jerusalem angekommen und begrüßt worden sind.