Einzug in Jerusalem
Einzug in Jersualem (Markus 11)
Im Unterschied zu den biblischen Weihnachtsgeschichten stellt das Erzählen von Jesu Lei-den, Sterben und Auferstehen vor manche Schwierigkeiten. Sind kleine Kinder mit dem Erzählen von Jesu letzten Tagen in Jerusalem, von seinem grausamem Sterben am Kreuz nicht überfordert? Aber andererseits ist der Tod Jesu die Voraussetzung seiner Auferstehung von den Toten, und außerdem begegnet auch kleinen Kindern das Kreuz in unterschiedlichs-ten Gestaltungen, vom stilisierten Schmuckkreuz bis zum Kruzifix mit realistischen Darstellungen der Kreuzesqualen.
Weiterhelfen kann uns da die Intention, beim Leidensgeschehen auf anschauliche Bildhaftigkeit verzichten und das Gewicht auf die Empfindungen der Trauer bei den Menschen um Jesus legen, die ihren besten Freund verloren haben. Solche Gefühle kennen die Kinder auch, denn auch sie haben mit mancherlei Verlusten zurecht zu kommen, vom Verabschieden naher Menschen, die aus dem Gesichtskreis verschwinden, bis zum Tod von Haustieren oder gar vertrauten Menschen. Das Ziel ist das Bewältigen solcher Herausforderung, bei dem das Verlorene einen neuen Platz in der persönlichen Lebensgeschichte gewinnt, sei es in Zeichen der Erinnerung, in einer gespürten Nähe, also in einer mittelbaren Gegenwärtigkeit.
In solchem Sinne beendet dann auch die Ostergeschichte die Trauer, indem die Menschen um Jesus von einer ganz neuen, andersartigen, unerwarteten, geheimnisvoll wirksamen Gegenwär-tigkeit des Auferstandenen überrascht werden, die ihre Trauer in Freude verwandelt. So kommt die Geschichte von der Trauer um Jesus mit der österlichen Freude zu einem guten Ziel.
So ist auch die am Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern angesiedelte Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem angelegt. Sie ist zum einen durchdrungen von der Begeisterung über den neuen und ganz anderen König Jesus, die schon eine wichtige Brücke schlägt zur österli-chen Freude. In ihr schwingt andererseits auch das dunkle Motiv der Niedrigkeit und Ge-waltlosigkeit, des Ausgeliefertseins an die Inhaber der politischen und militärischen Gewalt mit, die für einen Königsanspruch, gleich welcher Art es auch sein mag, kein Verständnis haben.