Erzählung zu 1. Könige 8: Wohnt Gott im Tempel?

 

Ziele

  • sich mit Salomons Gedanken zum Tempelbau überlegen, wie Gott in einem ‚Haus für Gott‘ sein kann
  • bedenken, was man in einer Kirche in besonderer Weise von Gott spüren kann
     

Erzählanregung

Gerade wird König Salomon gemeldet, dass sein erwarteter Besuch in Jerusalem eingetroffen ist. Gleich wird er den König in seinem Palast begrüßen können. Salomon freut sich auf sein Treffen mit König Hiram aus dem Nachbarland Libanon. Schon seit der Zeit von Salomons Vater, dem König David, sind die Könige in Jerusalem und von Tyrus im Libanon befreundet. Salomon freut sich aber auch aus einem anderen Grund. Endlich kann er seinem Freund zeigen, dass der Bau des Tempels zu Ehren Gottes nun kurz vor der Vollendung steht. Er wird mit ihm die Baustelle besichtigen und sich bei ihm für die freundliche Unterstützung bedanken.

Da tritt schon Hiram mit seinen Begleitern ein. Die Könige begrüßen einander herzlich, es gibt ein festliches Essen und dann endlich gehen sie alle hinüber zu der großen Baustelle. Auf einem freien Platz erhebt sich ein hohes Gebäude, höher als alle umliegenden Häuser. Noch sind die mächtigen Baumstämme zu sehen, die das Dach tragen, umgehen von sorgsam behauenen großen Steinblöcken. Salomo zeigt auf sie und sagt zu Hiram: „Das sind die Zedernstämme und die Steine aus deinem Land. Ihr habt die höchsten und schönsten Zedernbäume weit und breit und auch die besten Steinmetze, die man finden kann“. Hiram antwortet: „Das war dir wohl sehr wichtig, dass dieser Tempel das Großartigste wird, das je in dieser Gegend gebaut wurde. Und dazu habe ich dir gerne die höchsten Baumstämme und unsere besten Steinblöcke herbringen lassen.“ Und dann fragt er noch Salomon: „Und dieses Haus soll Gottes Wohnung werden?“ Salomon nickt. „Darum wird es ja auch so groß und darum wird auch noch alles wunderbar mit Gold geschmückt werden“. Hiram staunt über das mächtige Gebäude und meint noch: „Für diese Wohnung Gottes habe ich dir gerne unsere besten Bauleute geschickt!“

An einem der folgenden Tage trifft sich Salomon mit den Priestern, die bald im neuerbauten Tempel die Gottesdienste leiten werden. Er bespricht mit ihnen alles, was noch bis zur feierlichen Einweihung zu tun ist. Einer von ihnen sagt: „Bisher hatte unser Gott kein eigenes Haus. Mit Mose und all unseren Vorfahren ist er auf dem langen Weg durch die Wüste mitgegangen. Er war auf dem Berg, auf dem er Mose die Steintafeln mit den Geboten gab, und er war in der Hitze der Wüste mit dabei. Er ist mit unserem Volk über den Jordanfluss in die neue Heimat gezogen.“ Salomon nickt: „Die Steintafeln mit den Geboten, die unsere Vorfahren in der Wüste immer bei sich hatten und bei denen sie Gottes Nähe spürten, die sollen im Tempel nun ihre Heimat finden und für immer hier bleiben“. Und dann bespricht der König mit den Priestern noch die vielen Einzelheiten, damit das Fest der Tempelweihe gut gelingt.

In der Nacht vor dem großen Fest kann Salomon kaum schlafen. So viel geht ihm durch den Kopf. Er sieht vor sich die hohen Mauern des Gotteshauses, das gewaltige Eingangstor mit den Engelsfiguren, die wie Wächter zu beiden Seiten stehen. Und dann schießt es ihm auf einmal durch den Kopf: „Kann denn dieses heilige Haus wirklich eine Wohnung für Gott sein? Wenn Gott größer ist als die ganze Welt, dann ist doch auch das größte Haus, das Menschen bauen, nicht groß genug für ihn. Braucht denn Gott überhaupt eine Wohnung, so wie Menschen eine haben? Und wenn Gott hier wohnen soll, wie kann er dann überall bei den Menschen sein?“ Ihm wird fast schwindlig von diesen Gedanken. „Morgen ist die Einweihung“, denkt er sich, „aber hat es denn überhaupt einen Sinn, Gott zu bitten, in seine neue Wohnung einzuziehen? Wäre die nicht viel eher ein Gefängnis für ihn? Und was ist mit den Menschen, die weit weg von Jerusalem wohnen? Sind die dann auch weit weg von Gott?“ Fragen über Fragen bedrängen Salomon. „Alle bewundern meine Klugheit“, murmelt er vor sich hin, „aber jetzt bin ich völlig ratlos, ob und wie ich Gott in seine neue Wohnung einladen kann. Was soll ich bloß sagen? Worum soll ich ihn dann eigentlich bitten?“ Aber dann kommt ihm eine Idee, und er kann ruhig einschlafen.

Am nächsten Tag beginnt das große Einweihungsfest. Mit Gebeten und Liedern zieht eine große Menge zum Tempel. Und dann warten alle gespannt auf den Augenblick, in dem König Salomon Gott bitten wird, in seine so groß und schön erbaute neue Wohnung einzuziehen. Jetzt ist es so weit und Salomon beginnt sein Einweihungsgebet.

„Großer Gott, wir danken dir, dass du unser Volk von Ägypten durch die Wüste in dieses Land geführt hast. Immer warst du bei uns, nie hast du uns verlassen. Jetzt sind wir in unserer Heimat angekommen, haben ein Land wie alle anderen Völker und unsere Hauptstadt Jerusalem. Wir bitten dich, auch in dieser Heimat und in dieser Stadt bei uns sein. Deshalb haben wir dieses Haus als deine Wohnung gebaut.

„Jetzt kommt gleich die Bitte an Gott, einzuziehen“, flüstern sich die Leute zu und sind gespannt, wie Salomon diese Bitte aussprechen wird. Aber der hört auf zu beten, macht eine lange Pause. Die Leute werden schon unruhig, bis dann der König endlich weiterspricht. „Guter Gott, du bist größer als wir es uns vorstellen können. Du bist größer als die ganze Welt, größer als der Himmel über uns, größer als alles, was es gibt. Deshalb ist dieses Haus als Wohnung für dich viel zu klein. Wie können wir nur meinen, dass du hier wohnen wirst?“

Die Leute tuscheln sich zu: „Wie soll es jetzt weitergehen mit der Einladung an Gott? Wenn Gott größer ist als alles, dann hat doch dieses Wohnhaus für Gott überhaupt keinen Sinn!“ Dann spricht wieder Salomon und alle hören mit größter Aufmerksamkeit zu, was er jetzt sagt: „Großer Gott, auch wenn dieses Haus viel zu klein für dich ist, so bitten wir dich doch, dass wir hier deine Nähe spüren können, so wie sie unsere Vorfahren auf dem Weg durch die Wüste gespürt haben. Schenke uns die Gewissheit, dass wir, wenn wir im Gebet deinen Namen nennen, sicher sein können, dass du uns hörst. Dies hier soll das Haus sein, an dem wir dann immer sicher sind, dass alle unsere Gebete dich erreichen. Hier wollen wir dich festlich bei deinem Namen nennen“. Und nach einer Pause sagt er langsam und betont jedes Wort: „Dieses Haus soll die Wohnung für deinen Namen sein. Zieh bitte mit deinem Namen in dieses Haus ein!“
Und dann feiert die ganze Gemeinde mit Musik und Liedern den Einzug. Aus dem ganzen Land sind ja viele Menschen nach Jerusalem gekommen, um dies mitzuerleben.

Nach dem Gottesdienst stehen die Leute noch in Gruppen beieinander und reden über das, was sie gerade erlebt haben. In einer Ecke fragen sie sich gegenseitig: „Hast du verstanden, was Salomon damit gemeint hat, dass Gottes Name in diesem Haus wohnen soll? Wie kann denn ein Name in einem Haus wohnen?“

In einer anderen Ecke sind Besucher aus der Stadt Kapernaum, einer Stadt weit weg von Jerusalem beieinander und einer sagt: „Wohnt Gottes Name nur hier? Muss man jetzt immer nach Jerusalem reisen, wenn man zu Gott beten will? Lasst uns zu einem Priester gehen und ihn fragen“. Bald darauf haben sie einen gefunden und sind im Gespräch mit ihm. Er sagt: „Natürlich kann man überall zu Gott beten. Aber wer hier in diesem Tempel zu Gott gebetet hat, der wird es nie mehr vergessen und nie daran zweifeln, dass es gut und richtig ist, zu Gott zu beten. Meint ihr nicht, dass ihr mit dem, was ihr heute hier erlebt habt, auch zuhause besser an Gott glauben könnt?“ Die einen nicken, die anderen fragen weiter: „Braucht man wirklich ein so großes Haus, um nie zu vergessen, dass Gott uns immer nahe ist und uns auf allen unseren Wegen begleitet?“ Und so reden sie noch lange miteinander.

 

Gesprächsanregungen

  • Was würdest du auf diese Fragen antworten?
  • Wie könnte man die Wohnung für Gottes Namen auch anders nennen?
  • Gilt das, was Salomon gesagt hat, auch für unsere Kirchen heute? Wie könnte da Gottes Name in ihnen wohnen?
  • Was hilft uns heute in einer Kirche, Gottes Nähe zu spüren?
  • Braucht man überall eine Kirche, um zu erleben, dass Gott bei uns ist?
  • Was an unseren Kirchen erinnert dich an den Tempel und was ist ganz anders?

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