Erzählung zu 1. Sam. 17
1. Sam.17: David und Goliath
Ziele
- Nachvollziehen, wie David die Rolle vom Kleinen zum Großen wechselt
- Mut, sich Herausforderungen zu stellen
- Vertrauen auf eigene Kräfte und Fähigkeiten und auf Gottes Hilfe
- Freude über das Bestehen einer großen Herausforderung
Vorüberlegungen
Diese Erzählung im Alten Testament führt uns in die Frühzeit des Königtums in Israel, etwa um das Jahr 1000 v.Chr. Die Sippen und Stämme Israels leiden unter kriegerischen Überfällen umliegender Völker. Besonders gefürchtet sind die Philister, ein Seefahrervolk, das im Land Eroberungszüge unternimmt.
Ausführlich wird in den Samuelbüchern des Alten Testaments vom Aufstieg Davids vom einfachen Hirtenjungen zum erfolgreichen Heerführer und geachteten König erzählt. David formt den lockeren Verband der Sippen Israels zu einem Staatswesen, in dem sich niemand mehr vor Überfällen anderer Stämme zu fürchten braucht.
Rückblenden in die Anfänge Davids tragen auch verklärende Züge, bei dieser Erzählung sind es sogar märchenhafte: die Geschichte vom Kleinen, der den Riesen zu Fall bringt (und wie in etlichen Märchen spielt das Blutvergießen auch hier für die Kinder eine sekundäre Rolle).
Theologischer Leitgedanke der Erzählung von Davids Aufstieg ist, dass David von Gott zu dieser besonderen Aufgabe auserwählt und mit den dazu nötigen Fähigkeiten ausgestattet wurde. Es geht nicht um seinen eigenen Erfolg und Ruhm, sondern um Gottes Wirken, das durch diesen begabten David geschieht, und durch das Israel sicher leben kann.
Erzählanregung
David ist mit seinem Esel unterwegs zu seinen Brüdern. Die sind schon seit vielen Tagen dort, wo die Philister die Dörfer überfallen haben. Sie sollen dort mit vielen anderen größeres Unheil verhindern und – wenn nötig - gegen die Philister kämpfen. Von seinem Vater hat David gehört, dass das eine sehr, sehr schwierige Aufgabe ist. „Pass gut auf“, hat die Mutter ihm noch nachgerufen, dass du nicht den Philistern zu nahe kommst!“ – „Ich kenn mich doch schon aus“, hat David zurückgerufen. Jetzt ist er schon fast am Ziel. Dort vorne, da sieht er die Zelte der Israeliten, dort wird er seine Brüder treffen. Die werden sich freuen, wenn sie den mit Esssachen vollbepackten Esel sehen. Und vielleicht bewundern sie ihn auch ein bisschen, dass er so gut hergefunden hat und auch keine Angst davor hatte, hierher zu kommen.
Hinter den Zelten geht es einen Abhang hinunter zu einem Bach und auf der anderen Seite wieder hinauf. Da stehen andere Zelte, die er noch nie gesehen hat. Das müssen die Zelte der Philister sein. Die Brüder begrüßen David, bedanken sich. Aber sie wirken sehr unruhig. „Schau zu, dass du schnell wieder heimkommst“, sagen sie. „Hier ist es viel zu gefährlich für dich! Das hier ist eine Sache für die Großen!“ David hört sich noch ein bisschen um, und dabei erfährt er, dass alle vor den Philstern Angst haben, am meisten vor einem einzelnen, riesengroßen Kämpfer. „Wenn nur nicht dieser Riese wäre“, sagen sie, „dann wäre alles viel einfacher. Mit seinem langen Speer und seiner schweren Rüstung kann er einen schon arg in Angst und Schrecken versetzen!“ David möchte diesen großen Philister auch sehen, aber die Brüder erlauben es ihm nicht; und er gesteht sich ein, dass er auch Angst vor ihm hat.
Er muss gar nicht lange warten, da tönt von der Seite über dem Bach eine laute, unangenehme Stimme: „He ihr Israeliten, habt ihr euch mein Angebot überlegt? Wer wagt es mit mir zu kämpfen? Wenn er siegt, dann verschwinden wir für immer. Aber wenn ich siege, dann gehört euer Land uns! Wer nimmt es mit mir auf?“ Und dann lacht er laut und scheppernd. Jetzt versteht David, worum es geht und alle so ratlos sind. Wer kann es denn mit diesem Riesen aufnehmen?
Dann wird der Philister richtig bösartig in seinen Worten: „Ihr seid doch alle Angsthasen und Feiglinge! Und euer Gott muss auch so ein Schwächling sein! Auf seine Hilfe kann sich wohl niemand von euch verlassen! Was habt ihr nur für einen Gott, der zu nichts taugt!“ David ist empört: „Der beleidigt unseren Gott!“ Aber die anderen zucken nur hilflos mit den Schultern. „Du kannst gut reden, Kleiner. Wir müssen uns das jeden Tag anhören! Und wir haben niemand, der stark genug ist. Geh du lieber wieder heim. Du kannst ja auch nichts tun. Du schon gleich gar nicht!“.
„Nein“ sagt David auf einmal. „Ich weiß jetzt, dass ich mit diesem Riesen kämpfen werde. Gott hat mir den Auftrag dazu gegeben!“ Die anderen schauen verdutzt. „Du Kleiner, was willst du denn gegen den Philister ausrichten?“ Aber David ist sich seiner Sache ganz sicher. „Ich spüre Gottes Auftrag! Ich muss es tun!“ Dann gehen die Brüder mit ihm zum König und erklären ihm alles. Da meint der König Saul: „Ich weiß mir keinen anderen Rat! Wenn Gott mit dir ist, dann ist das das Einzige, was uns retten kann!“
Dann versuchen sie die Kleinen mit einer Rüstung zu schützen und geben ihm einen Speer in die Hand. Aber das ist alles viel zu groß für ihn. „Es ist Wahnsinn, so einen Kleinen loszuschicken“, seufzen einige, „aber wir sind wohl so oder so verloren!“ David hört gar nicht hin. Er ist ganz konzentriert, nimmt seine Hirtenschleuder, legt sorgfältig ausgewählte Steine in seine Hirtentasche und zieht los. „Gott wird mir helfen!“ sagt er immer wieder vor sich hin.
Als er den Bach durchquert und auf der anderen Seite wieder hinaufsteigt, hört er auf einmal wieder diese grässliche Stimme, und sie ist jetzt ganz nahe: „Was ist denn jetzt in euch gefahren“ ruft sie, „wollt ihr wirklich, dass dieser Zwerg mit mir kämpft?“ Und dann direkt zu ihm: „Willst du mich wie ein wildes Tier jagen?“ Er lacht lauf und klopft sich auf die Schenkel. „Den Kleinsten von euch haben sie losgeschickt, das ist aber lustig! Da lohnt es sich ja gar nicht, dass ich mit den Helm aufsetze!“ Und wieder lacht er schallend. „He Leute“, ruft er seinen Kameraden zu, „richtet schon mal alles für die Siegesfeier her!“ Er achtet nicht auf das, was David jetzt tut.
Es geht alles ganz schnell. David hat einen Stein in seine Hirtenschleuder gelegt. „Ich komme im Namen Gottes“ ruft er laut, wirbelt die Schleuder mit den Armen im Kreis, der Stein fliegt los und trifft den Riesen genau an seiner Stirn. Und der fällt um wie ein Baumstamm.
David ist ganz gebannt von dem, was gerade geschah. Die Philister laufen zu ihrem Riesen, beugen sich über ihn. „Er ist tot“, rufen sie entsetzt. Und dann rennen sie los. „Wir haben den Krieg verloren, schnell weg von hier!“ Auf der anderen Seite hört David Freudenschreie. Das sind seine Leute. Sie kommen, tragen ihn auf den Schultern zurück ins Zeltlager. „Gott hat uns gerettet“, ruft David. „Jetzt sind wir endlich frei!“ Von diesem Tag an sagt niemand mehr „Kleiner“ zu ihm.
Anregungen für Gespräche:
- Hast du auch die Freude darüber gespürt, was dem David da gelungen ist?
- Immer wieder musste David genau erzählen, was da geschah, als er den Bach überquert hatte. Was würdest du als David erzählen?
- Wünschst du dir auch manchmal, dass niemand mehr „Kleiner“ zu dir sagt?
- Es gibt viele Sachen, mit denen man anderen zeigen kann, dass man schon groß ist. Welche könnten das sein?
- Was hat wohl der König Saul gesagt, als David nach dem Sieg zu ihm ging?
- Sicher hat David noch oft von diesem Tag geträumt. In seinem Traum wurde der Riese immer größer und er immer mutiger. Was meinst du, was David dem Philister entgegengeschrieen hat?
- Oft hat man riesengroße Angst vor etwas – und dann ist es auf einmal vorbei. Hast du das auch schon einmal erlebt?