Erzählvorschlag
Erzählvorschlag: Was Hände für das Leben bedeuten (Markus 3,1-6)
„Packt mal alle mit an!“ ruft Simon den Leuten zu, die gerade herumstehen, „damit ich meinen Eselskarren wieder auf den Weg bekomme! Er ist mir vom Weg abgerutscht.“ Alle packen zu, wo sie mit ihren Händen Halt finden, schieben mit aller Kraft, rufen laut hau-ruck, und schon bewegen sich die Räder. Auch der Esel zieht kräftig, und gleich darauf ist der Karren wieder auf dem Weg. Die Leute wischen sich die Hände sauber und gehen dann zurück an ihre Arbeit. Jona hat nicht mitgeholfen. Er steht immer noch auf der Seite, und dann schaut er auf seine rechte Hand. Dünn ist sie und kraftlos. Mit ihr kann er nirgendwo zugreifen. Wie gerne hätte er mit angepackt, aber mit seiner lahmen Hand wäre er den anderen nur im Weg gewesen. Wie gerne hätte er sich zusammen mit den anderen gefreut, dass sie den Karren wieder zum Rollen gebracht haben. Aber so steht er nur daneben.
Ja, zum Zuschauen hat er viel Zeit, und da sieht er jeden Tag, was die anderen mit ihren Händen alles machen können – und was er nicht kann. Ach, wie gerne wäre er mittendrin bei den anderen und könnte ihnen bei ihrer Arbeit helfen! Später kommen seine Geschwister von der Arbeit nach Hause. „Hab ich einen Hunger“, ruft der eine, „so viel habe ich heute gearbeitet!“ Jona hat auch Hunger, obwohl er nichts gearbeitet hat, nichts arbeiten konnte. Hat er überhaupt ein Recht, so viel zu essen wie die anderen, die gearbeitet und Geld verdient haben? Niemand von den anderen sagt so etwas zu ihm. Aber er selbst denkt es sich so. Und dann fühlt er sich so fremd unter den anderen, wie einer, der nicht dazugehört,
„Ach, wenn ich doch nur so wie ihr arbeiten könnte!“ seufzt er. Warum nur ist es ge-rade die Hand, die so schwach und krank ist?“ Er kann sich im ganzen Dorf keine Arbeit vorstellen, die er ohne seine rechte Hand tun könnte. Er grübelt und grübelt, aber ihm fällt nichts ein. Sein Bruder versucht ihn zu trösten: „Morgen ist Feiertag, Sabbattag, da tun wir auch nichts. Und im Gebetshaus, in der Synagoge, da kannst du auch mit deiner dürren Hand mitbeten!“ Ja, das stimmt. Beten kann er mit seiner Hand. Und jedes Mal in der Synagoge betet er: „Lieber Gott, hilf mir doch, dass ich etwas Richtiges tun kann, dass ich wie die anderen arbeiten kann, dass ich nicht nur beim Beten, sondern auch an den Werktagen zu den anderen dazugehöre!“
Am nächsten Tag ist Sabbat. An diesem Tag ist Jonas besonders neugierig, denn ein Besuch ist angekündigt, von dem er schon Manches gehört hat. Jesus heißt der Rabbi, der wie ein Pfarrer heute die Predigt hält. Er spricht davon, dass für Gott alle Menschen gleich wichtig sind, egal, was sie alles tun und verdienen können. Jonas hört aufmerksam zu. Aber dann denkt er sich: für mich gilt das ganz bestimmt nicht, für mich mit meiner kaputten Hand. Ein trauriges Gefühl steigt in ihm hoch. Und mit trüben Gedanken schaut er auf seine kranke Hand. Doch dann merkt er plötzlich, dass Jesus ihn ansieht und anspricht. „Du, Jonas, komm bitte her! Du sollst nämlich heute das Zeichen dafür sein, das es wirklich stimmt, was ich gesagt habe! Du bist genauso wichtig wie alle anderen, am Feiertag und auch an den Werktagen!“ Jonas geht zu ihm hin, und Jesus nimmt ihn bei der Hand und sagt zu ihm: „Mit deiner Hand sollst du arbeiten können wie die anderen auch. Das soll das Zeichen sein, dass du dazugehörst, weil das Gott so will!“ Jonas fühlt sich neben diesem Jesus sehr wohl. Er spürt, dass von ihm eine große Kraft ausgeht. Und er weiß, dass es stimmt, was dieser Jesus sagt, dass er bald wieder seine Hand benutzen kann wie die anderen, weil er dazugehört. Und er freut sich, dass seine Hand das Zeichen dafür ist, dass alle Menschen vor Gott gleich viel wert sind, egal, was sie mit ihren Händen arbeiten können und was nicht. Uns so beginnt für Jonas an diesem Tag ein neues Leben.
Gesprächsanregungen
- Was könntest du alles nicht tun, wenn deine Hände ganz kraftlos wären?
- Jonas hätte gerne zugepackt, nicht nur bei dem Eselskarren. Wo vielleicht noch?
- Als Jesus ihm neue Kraft schenkte, hatte er sicher viele Ideen, was er jetzt mit beiden Händen machen könnte. Welche wohl?
- Jonas freute sich schon darauf, Vieles gemeinsam mit den anderen machen zu können. An was dachte er wohl ganz besonders?
- Wenn Jonas jetzt seine Hände zum Gebet faltet, weiß er, wofür er Gott ganz be-onders danken kann. Was betet er wohl?
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