Erzählvorschlag: Jesus, hörst du mich? (Markus 10,46-52) - Heilung des blinden Bartimäus

Jeden Tag sitzt der blinde Bettler Bartimäus an seinem Platz in der breiten Gasse von Jericho. Er hört genau, wenn die Bauern mit ihren Eselskarren zum Markt fahren, wenn die Leute zur Arbeit gehen und sich dabei unterhalten. Und dabei schnappt er auch so manche Neuigkeit auf, von der die Leute reden. Manchmal bleiben sie auch stehen, und Bartimäus hört dann, wie sie nachfragen: „Woher weißt du das? Wer hat dir das erzählt? Und was bedeutet das für uns?“ Manchmal fragt auch Bartimäus neugierig mit, aber die Leute achten nicht auf ihn, und er bekommt keine Antwort. „Die tun ja so, als ob ich gar nicht da bin“, denkt er sich dann und ist traurig darüber.

Heute gibt es eine ganz besondere Neuigkeit. „Jesus aus Nazareth kommt in die Stadt“, sagen die Leute. „Das ist doch der, von dem man sagt, er ist der neue König“, meint einer. Bartimäus ist auf einmal ganz aufgeregt. Er hat auch schon von diesem Jesus gehört, und er weiß, dass er ein ganz besonderer König ist: nämlich einer, der sich um die Armen und Kranken kümmert. „Wann kommt er denn?“ fragt er laut, aber er bekommt keine Antwort. Also muss er selbst genau aufpassen und genau hinhor-chen. „Wenn mir einer helfen kann“, denkt Bartimäus, „dann ist es dieser Jesus. Und wenn er da ist, muss ich laut rufen, damit er mich hört. Hoffentlich hört er mich auch wirklich!“

Nach einer Weile ist es soweit. Bartimäus hört, wie immer mehr Menschen auf der Gasse sind und von Jesus reden. Mit ihm reden sie nicht. So kann er nur warten. Die lauten Geräusche kommen immer näher. „Jetzt muss der Jesus ganz in der Nähe sein“, denkt Bartimäus und fängt ganz laut zu rufen an: „Jesus, du König, den Gott zu uns geschickt hat, hörst du mich? Du musst mir helfen! Ich brauche deine Hilfe!“ Dann horcht er wieder. „Hör doch auf zu schreien“, antworten die Leute. „Merkst du nicht, wie du störst?“ Aber Bartimäus gibt nicht auf und ruft einfach weiter: „Jesus, hilf mir bitte!“ Und wieder horcht er. Da, auf einmal sagen die Leute viel freundlicher zu ihm: „Du sollst zu Jesus kommen, er will mit dir reden!“ Als er das hört, durchfährt es den Bartimäus wie ein helles Licht, er springt auf und geht mit ausgestreckten Hän-den dorthin, wo er die Stimme Jesu vermutet. Jetzt ist sie ganz nah bei ihm: „Barti-mäus, du musst jetzt nicht mehr rufen. Ich kann dir gut zuhören. Sag mir doch, was dich bedrückt und was du von mir willst. Ich habe jetzt Zeit ganz allein für dich!“ Und Bartimäus sagt alles, was er auf dem Herzen hat, dass es in seinem Leben so dunkel ist und dass es wieder hell sein soll. „Ich kann dich gut verstehen“, antwortet Jesus, „dein Leben soll wieder hell werden!“ Und so geschieht es auch. Die Dunkelheit verschwindet aus seinen Augen und aus seinem Leben. Bartimäus ist glücklich.

„Jetzt habe ich noch eine Bitte“, sagt er zu Jesus. „Sprich“, antwortet der, „ich höre!“ Und Bartimäus fährt fort: „Darf ich zu dir und zu deinen Jüngern dazugehören und mit dir mitgehen?“ – „Gerne“, erwidert Jesus. Und fortan war Bartimäus mit dabei, ganz nahe bei Jesus, mittendrin in den Gesprächen und auch selbst ein aufmerksamer Gesprächspartner.

Gesprächsanregungen:

- Kannst du unterscheiden, wo in der Geschichte gehört, zugehört und verstanden wurde?
- Sicher kannst du gut verstehen, wie das ist, wenn man keine Antwort bekommt. Erzähle davon!
- Bei Jesus hat Bartimäus das gefunden, was er gesucht hatte. Kannst du es dir gut vorstellen?
- Was hat Bartimäus wohl mit dem Dunkel und Licht gemeint?
 

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