Erzählvorschlag: Ein Denar für jeden - Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20)

Früh am Morgen steht Simon mit anderen Männern auf dem Marktplatz. Alle warten auf den Weinbergsverwalter und sind gespannt, wie viele Leute er heute zur Arbeit braucht. Ein Denar ist der Tageslohn. Das reicht, um die Familie mit dem Nötigsten zu versorgen. Simon hat schon so oft umsonst gewartet. Er ist älter als die anderen und deshalb nicht mehr so flink wie sie. Aber jeden Morgen steht er wieder da. ‚Wenn ich doch auch endlich einmal einen Denar heimbringen könnte’, murmelt er leise vor sich hin, „das wäre schön! Ich will nicht immer nur den anderen zur Last fallen. Ich will doch arbeiten.’

Da kommt schon der Verwalter. Die Leute schauen gespannt auf ihn und hoffen, dass sie für die Arbeit ausgewählt werden. Mit sicherem Blick nickt er den Kräftigsten zu, und schon ist er mit ihnen weg. Zurück bleibt der enttäuschte Simon mit einigen anderen. Sie stehen noch eine Weile da und reden miteinander. „Ich habe gehört, dass es heute im Weinberg viel Arbeit gibt“, meint einer, „vielleicht werden wir ja doch noch gebraucht“.

Tatsächlich, nach einer Stunde kommt der Verwalter wieder. „Ich brauche noch ein paar kräftige Leute“, ruft er, winkt wieder einige Männer herbei und geht mit ihnen zurück zum Weinberg. Simon ist wieder nicht dabei. Er setzt sich unter einen Baum, denn die Sonne steigt langsam höher. ‚Vielleicht kommt der Verwalter ja doch noch einmal’, denkt er sich, ‚vielleicht habe ich dann Glück. Und was soll ich zu Hause? Warten kann ich auch hier.’

Nach einer Stunde kommt der Verwalter wieder, und so geht es den ganzen Tag ü-ber. Aber Simons Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Jedes mal bleibt er zurück und kann den zur Arbeit Auserwählten nur hinterher schauen. Aber er bleibt. ‚Das möchte ich doch wissen’, denkt er sich, ‚wie dieser Tag zu Ende geht’.

Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit kommt der Verwalter ein letztes Mal. „Ich brauche alle, die arbeiten können und wollen“, ruft er. Und jetzt zeigt er auch auf Simon. Auf dem Weg zum Weinberg denkt der sich: „Einen Denar bekomme ich ganz bestimmt nicht, aber ein Kupferpfennig ist ja auch etwas. Wenigstens habe ich dann überhaupt eine Münze, die ich heimbringen kann, obwohl man sich dafür nicht viel kaufen kann’. Und dann arbeitet er eifrig.

Nach einer Stunde ruft der Verwalter: „Schluss für heute. Wir haben die Arbeit geschafft. Ich danke allen, denn ihr alle habt mitgeholfen, dass wir zum Ziel gekommen sind. Darüber bin ich sehr froh“. Und dann winkt er die Arbeiter zum Tisch mit der Geldkasse und fängt bei denen an, die zuletzt gekommen sind. Simon tritt hin, hält die Hand auf, spürt die Münze in seiner Hand und macht sie fest zu. ‚Das ist mein Kupferpfennig’, denkt er sich. ‚Na ja, vielleicht lachen sie mich daheim aus’.

Dann öffnet er langsam die Hand und staunt: Ein silberner Denar ist es, der Lohn für einen ganzen Tag, das, was er sich so lange gewünscht hat. 'Hoffentlich ist das kein Fehler, und ich muss ihn zurückgeben', denkt er sich. Aufmerksam schaut er auf die anderen und spitzt auf ihre Hände. Auch sie haben einen Silberdenar bekommen. Vor der Kasse stehen jetzt die, welche schon den ganzen Tag gearbeitet haben. Und die fangen jetzt zu schimpfen an: "Das ist ungerecht", rufen sie, "wir haben mehr gearbeitet als die anderen. Und darum wollen wir auch mehr bekommen als sie". Und einer schaut etwas feindselig zu Simon her und zeigt auf ihn.

Gespannt hört er auf die Antwort des Verwalters, der sagt: "Einen Denar Tageslohn war vereinbart. Ich habe euch alle gebraucht und bin froh, dass ihr alle mitgeholfen habt. Sonst hätten wir es nicht geschafft. Ihr alle wart heute für mich wichtig, jeder von euch. Dafür bin ich allen sehr dankbar. Jeder von euch war fleißig. Und dann schaut er zu Simon hin und nickt ihm zu.

Der hält den Silberdenar und freut sich. "Wenn ich heimkomme", denkt er sich, "und ich den anderen den Denar zeige, dann werden die aber staunen". Und jetzt hat er es sehr eilig, nach Hause zu kommen.

Gesprächsanregungen:

- An diesem Tag hat Simon viele Enttäuschungen erlebt. Was meint ihr, was die Zurückgebliebenen am Marktplatz miteinander
    gesprochen haben?
- Auf einmal war der Tag Simons Freundentag. Das war zuhause ein anderes Gespräch als die Tage zuvor. Was meint ihr, was
    Simon jetzt mit seinen Leute geredet hat?
- War das von dem Verwalter richtig, dass er allen einen Denar gegeben hat? Was meint ihr?

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