Erzählvorschlag zu Lukas 19 - Zachäus
Zachäus wagt und gewinnt viel (Lukas 19)
Ziele
• Anhand der Zachäus-Geschichte Möglichkeiten kennen-lernen, wie Rückkehr in die zwischenmenschliche Ge-meinschaft gelingen kann
• entdecken, wie die Beziehung zu Gott diesen Weg unterstützen kannDie Ablehnung der römischen Besatzungsmacht durch die jüdische Bevölkerung zur Zeit
Vorüberlegungen
Jesu spiegelt sich auch im Verhältnis der traditionsbewussten Juden zu Zöllnern. Die haben sich nach römischer Gepflogenheit eine je nach dem eingebrachten Kapital mehr oder weniger lukrative Zollstation gepachtet. Jericho am Jordan dürfte da wohl ziemlich ertragreich gewesen sein. Es stand dem Pächter der Zollstelle frei, die Höhe der Abgaben zu bestimmen, durch die sich das eingesetzte Kapital mit Zinsen zurückgewinnen ließ. Zachäus hat es auf diese Weise zu Reich-tum gebracht. Als Römerfreund hat er sich aber zum Feind der Leute von Jericho gemacht, und das wurde natürlich durch seine täglichen Zollforderungen nicht besser.
Der nachfolgende Erzählvorschlag versucht das biblische Geschehen auf die Schritte von der Außenseiterposition zurück in die Gemeinschaft hin transparent zu machen, so wie sie auf den vorangegangenen Seiten vorgestellt wurden. Das gibt der Erzählung die folgende Struktur:
- Die Situation an der Zollstation verdeutlicht, wie sich Zachäus immer mehr in seine be-sondere Situation hinein verkriecht, weil er noch keine tragfähige Vorstellung davon hat, wie er in die Stadtgemeinschaft von Jericho zurückkehren könnte. Aber trotz seiner Machtposition wird die Sehnsucht nach zwischenmenschlichen Beziehungen immer stär-ker.
- Als Zachäus von Jesu Kommen hört, fasst er den Plan, nach einer Begegnung mit ihm Ausschau zu halten. Das verlangt ihm einiges ab, aber die Aussicht auf die Verbesserung seiner Situation treibt ihn voran.
- Als ihm Jesus Freundschaft anbietet, ist ein entscheidendes Ziel erreicht. Zachäus ist zuversichtlich, dass er auch das Blatt in seinen Beziehungen zu den Bürgern von Jericho wenden kann.
- Und so entwickelt er die Idee, all das, was ihm bisher Macht gegeben hat, loszulassen und auf die Versöhnungsbereitschaft seiner Mitbürger zu setzen.
- Den Ausgang der Geschichte bestimmten die Kinder selbst und werden sie höchstwahr-scheinlich zu einem guten Ziel führen.
Erzählvorschlag
Schon am frühen Morgen warten Menschen vor dem Zollhaus unten am Jordanfluss. Das ist dort, wo der Fluss breit und flach ist, so dass ihn die Leute auch mit ihren Eselskarren durchqueren können. Auch der Zöllner Zachäus ist schon da, geht von einer Person zur nächsten, nennt die Zollgebühr, die heute zu bezahlen ist und setzt sich dann an seine Kasse bei der Zollschranke. Einige der Leute schimpfen leise vor sich hin, andere machen im Gespräch ihrem Ärger Luft: „Dieser Betrüger und Römerfreund! Der kann ja verlangen, was er will. Wir haben keine Wahl und müssen zahlen! Und die römischen Soldaten schützen ihn! Ein Glück nur, dass ich so einen nicht zum Freund haben muss!“ Die anderen nicken zustimmend.
Zachäus hebt seinen Kopf. Den letzten Satz hat er mitbekommen, und er trifft ihn hart. Denn genau das ist sein Problem. Er hat bis jetzt zwar schon eine Menge Geld verdient, aber Freunde hat er nicht. Und mit Geld kann man sich nicht unterhalten, spielen und feiern. „Ich pfeif’ doch auf eure Freundschaft“ ruft er böse zurück – und weiß zugleich, dass das Gegenteil richtig ist. Gerne hätte er Freunde, aber er weiß nicht, wie er mit jemand Freundschaft schließen könnte. „Die halten ja doch alle zusammen und sind gegen mich“, denkt er bitter. „Dann sollen sie eben teuren Zoll zahlen!“
Nach einer Weile hebt Zachäus noch einmal den Kopf und hört aufmerksam hin, was die Wartenden sagen. Sie erzählen von einem Mann, der umherreist, den Menschen von Gott erzählt und denen hilft, die in Not sind. Sie erzählen auch von den Freunden, die dieser Mann um sich ge-sammelt hat, und dass zu ihnen auch solche gehören, mit denen die anderen nichts zu tun haben wollen. „Das sind ja wohl solche Leute wie ich“, denkt sich Zachäus und spitzt noch aufmerksamer die Ohren. Und als er erfährt, dass am Abend Jesus nach Jericho kommen wird, da fasst er einen Plan.
Er wartet aufgeregt, bis es endlich soweit ist, dann schließt er seine Zollschranke und macht sich auf den Weg in die Stadt. Angenehm ist das für ihn nicht, denn viele schauen ihn mit zuge-kniffenen Augen feindselig an. Niemand grüßt ihn oder redet mit ihm. Und je näher er zum Marktplatz kommt, desto enger wird das Gewühl der Menschen und desto unangenehmer für ihn. „Was will denn der da“, hört er die Leute tuscheln, „der hat doch hier nichts verloren!“
Und dann geht nichts mehr weiter. Weil Zachäus ziemlich klein ist, muss er den Kopf mächtig strecken, um etwas zu sehen. Die Leute lachen, und das ärgert ihn. Aber er will unbedingt zu diesem Jesus. Er spürt, dass der ihm helfen kann. Doch wenn er hier stecken bleibt im Gedrän-ge, dann ist alles umsonst. Ratlos schaut er sich nach allen Seiten um, sucht fieberhaft nach einer Lösung. Da sieht er Bäume mit Ästen, die fast bis zum Boden reichen. Er läuft schnell zu einem hin, der nahe an der Straße ist, und fängt an hinaufzuklettern. Die Leute zeigen auf ihn, lachen noch mehr, machen Witze über ihn. Aber Zachäus ist das jetzt alles egal. Er will nur Jesus nicht verpassen, will ihn unbedingt sehen.
Und dann geschieht das Unglaubliche. Jesus bleibt vor seinem Baum stehen, schaut hinauf und ruft: Zachäus, komm herunter, ich habe Zeit für dich, ich will mich mit dir unterhalten!“ Er hört noch, wie die Leute unwillig murren und Jesus davon abhalten wollen, sich auf Zachäus einzulas-sen. Aber da ist er schon unten bei Jesus. „Wenn es dir so wichtig ist, mich zu sehen“, sagt der, dann lade mich doch in dein Haus ein. Dort können wir ungestört miteinander reden!“ Zachäus bleibt vor Erstaunen der Mund offen stehen. Das ist ja noch viel mehr, als er sich erwartet hatte. Und es kommt noch mehr: Als er Jesus und seine Jünger voller Freude zu seinem Haus führt, da sagt Jesus zu ihm: „Gott will, dass alle Menschen Freunde haben. Lass uns damit an-fangen. Wenn du willst, können wir gute Freunde sein!“ – „Ja, gerne!“ antwortet Zachäus. Mehr kann er in seinem Staunen und in seiner Verwunderung gar nicht sagen. Jetzt hat er das be-kommen, wonach er sich so lange gesehnt hatte.
Diesen Abend mit seinen Gästen wird Zachäus nie mehr vergessen. Sie essen miteinander und lachen, die Jünger erzählen davon, wie schön es ist, Jesus zum Freund zu haben. Aber dann wird dem Zachäus plötzlich klar, dass diese wunderbaren Stunden bald vorbei sein werden. Wie soll es dann weitergehen? Bei diesem Gedanken wird es ihm ganz schwer ums Herz. „Ich bin glück-lich darüber, dass du mein Freund geworden bist“, sagt Zachäus zu Jesus, „aber morgen muss ich wieder zu meiner Zollstation gehen. Es kann doch nicht wieder genauso sein wie vorher!“ Er denkt eine Weile nach und redet dann weiter: „Dich mögen ja die Leute. Und weil ich jetzt dein Freund bin, hören sie vielleicht auf mich, wenn ich ihnen einen Vorschlag mache. Und wenn ich ihnen all das Geld doppelt und dreifach zurückgebe, das ich ihnen zu viel abverlangt habe, …. meinst du, dass sie mir dann verzeihen können und wir wieder gut miteinander auskommen?“
„Das kann ich mir gut vorstellen“, antwortet Jesus. „Ich bin dein Freund, und das bedeutet, dass auch Gott dein Freund ist. Und deshalb werden sie mit sich reden lassen“. Da stellt sich Zachäus vor, wie er mit den anderen ganz friedlich und in freundlicher Stimmung reden kann, und wie schön das ist. Aber er hat auch Angst davor. Jesus spürt das und sagt zu ihm: „Hab keine Angst! Den Schritt auf die anderen zu musst du alleine gehen. Aber unsere Freundschaft macht dich stark, und Gott ist auf deiner Seite!“
Lange noch reden sie miteinander, dann ist dieser aufregende Tag zu Ende. Am nächsten Morgen an der Zollstation ist es anders als früher. Jetzt schauen ihn die Leute neugierig an, manche auch misstrauisch, als wollten sie sagen: „Und wie ist es jetzt mit den Zollgebühren, wenn du ein Freund von Jesus bist?“ Da fasst sich Zachäus ein Herz, nimmt einen Beutel mit Geld, den er sich schon zurecht gelegt hat, geht auf die Leute zu und fängt an mit ihnen zu reden.
Gesprächsimpulse
- Was meint ihr, wie die Geschichte an der Zollstation und in der Stadt Jericho jetzt weitergegangen ist?
- Zachäus hat sich fest vorgenommen, die Leute um Verzeihung zu bitten für all das, wo-rüber sie sich so sehr ärgern mussten. Was meinst du, was er zu ihnen gesagt hat?
- Zachäus war sehr gespannt, was die Leute wohl zu ihm sagen werden. Was meinst du, dass sie ihm geantwortet haben?
- Zachäus hat sich sicher einiges überlegt, wie er den anderen zeigen konnte, dass er alles wieder gut machen wollte. Welche Ideen hättest du da beizutragen?
- Jetzt hatte Zachäus auch wieder Gelegenheit, mit anderen zu reden. Was meinst du, was er ihnen von dem aufregenden Tag erzählt hat?
- Kennst du das auch, wenn man sich einen Ruck geben muss, um auf jemand anderen zuzu-gehen und um Verzeihung zu bitten?
- Wie fühlt es sich an, wenn ein anderer einem wieder gut ist?
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- - Wie meinst du, hat es dem Zachäus geholfen, dass Jesus und auch Gott seine Freunde waren?