Erzählvorschlag
Erzählvorschlag: Jesus und der Soldat (Matthäus 8,5ff.)
„Jetzt sind wir gleich in der Stadt Kapernaum“, sagt Andreas zu Philippus. Beide gehören zu den Freunden Jesu. „Den ganzen Tag sind wir jetzt mit Jesus schon unter-wegs. Ich freue mich auf das Abendessen. Dann sind wir wieder einmal unter uns und können es uns gemütlich machen!“ – „Wie Jesus das nur aushält?“ meint Simon. Tag für Tag die vielen Menschen, die uns begegnen, mit den vielen Fragen, die sie Jesus stellen: ‚Bist du wirklich der Bote von Gott, auf den wir warten? Kannst du uns helfen?’ Und geduldig erklärt es Jesus immer wieder. Manchmal könnte ich die Leute anschreien und sagen: Schaut doch selbst in der Bibel nach, da steht es drin! Fragt doch nicht so viel! Wir haben doch auch nicht so viel gefragt, sondern sind mit ihm mitgegangen!“ – „Ja, aber“ meint Taddäus dazwischen, „ein bisschen unsicher waren wir am Anfang auch. Aber jetzt haben wir schon so viel mit Jesus erlebt. Es ist so wunderbar, was Jesus immer wieder von Gott erzählt und wie er den Menschen hilft. Wir wissen, dass es stimmt. Jeden Tag erleben wir Neues mit ihm!“ – „Aber für heute ist wirklich genug“, sagt Andreas. „Mir reicht es mit den vielen Menschen!“
Inzwischen sind sie am Stadttor von Kapernaum angekommen. Da tritt vom Tor her ein Mann auf sie zu. „Was will denn der?“ fragt Simon. „Das ist doch ein römischer Soldat, ein Hauptmann. Will der uns Schwierigkeiten machen? Dem gehen wir bes-ser aus dem Weg! Mit dem wollen wir nichts zu tun haben!“ – „Aber er kommt ohne Waffen“, meint Johannes. „Er streckt die Hände vor - es sieht so aus, als ob er Jesus um etwas bitten möchte. Er wirkt ganz freundlich!“ – „Ach, das ist doch ein Auslän-der“, sagt Simon, „der geht uns gar nichts an. Der gehört nicht zu unserem Volk!“ – „Der glaubt auch gar nicht an Gott“, ergänzt Johannes, „und der kann überhaupt nicht wissen, dass Jesus der Bote Gottes ist!“ „Hoffentlich schickt Jesus ihn gleich wieder weg!“, meint Simon. „Der soll uns bloß in Ruhe lassen!“
Aber Jesus bleibt stehen, der römische Soldat tritt auf Jesus zu und sagt: „Meister, mein Knecht ist sehr krank, und du kannst ihm helfen!“ Simon flüstert: „Das bildet der sich wohl ein! Nichts von unserem Glauben wissen, aber einfach von Jesus verlan-gen, dass er ihm hilft! Als ob Jesus mit unseren eigenen Landsleuten nicht schon genug zu tun hätte!“ Aber Jesus antwortet dem Hauptmann: „Ich könnte ja mit dir in dein Haus gehen.“ Andreas zischt leise: „Nein, wir haben jetzt Feierabend. Jetzt ha-ben wir ein Recht auf Jesus. Jetzt gehört er uns.“ Der Hauptmann zögert ein bisschen, dann sagt er: „Du brauchst gar nicht in mein Haus zu kommen. Wenn du sagst, dass du meinem Knecht hilfst, damit er wieder gesund wird, dann genügt mir das. Ich verlasse mich auf dein Wort!“
Jetzt sind die Jünger sprachlos vor Erstaunen: So viel Vertrauen auf Jesus. Und das bei einem, der ein Ausländer ist, die Bibel gar nicht kennt, und von dem man nicht weiß, ob er überhaupt an Gott glaubt. Auch Jesus fragt erstaunt zurück: „So großes Vertrauen hast du zu mir?“ – „Ja“, antwortet der Hauptmann, „ich bin kein Schriftgelehrter und weiß nicht viel über euren Gott, aber ich kenne meinen Beruf. Und wenn ich meinen Soldaten befehle, dann tun sie es. Da kann ich mich voll und ganz darauf verlassen. Was ich sage, das geschieht auch. Und so ist es auch bei dir. Ich verlasse mich auf das, was du sagst!“ Jesus antwortet ihm: Gehe in Frieden nach Hause, dein Knecht wird durch Gottes Hilfe gesund werden!“ Und der römische Soldat bedankt sich bei Jesus uns geht.
„Hast du das gehört?“ fragt Simon ganz verwundert die anderen Jünger. „Ein Aus-länder, der unsere Schriften nicht kennt und kaum etwas von Gott weiß – und der so großes Vertrauen zu Jesus hat!“ – „Ja“, meint Jesus darauf, „so einen großen Glau-ben habe ich bei meinen Landsleuten bisher nicht gefunden! Das muss uns doch allerhand zu denken geben!“ Die Jünger haben noch im Ohr, was sie vorher alles über den römischen Hauptmann gedacht und gesagt haben und schweigen betreten. Dann sagt Taddäus: „Ich habe doch gesagt, dass wir jeden Tag Neues mit Jesus erleben. Neues über Gott und auch Neues über die Menschen um uns herum, die eigenen Leute und die Fremden!“ – „Und viel zum Nachdenken“, ergänzt Simon.
Gesprächsanregungen:
- Kannst du verstehen, warum die Jünger mit diesem römischen Soldaten nichts zu tun haben wollten?
- Was war denn aus der Sicht der Jünger an diesem Soldaten anders als bei den eigenen Leuten?
- Zum Schluss haben sich die Jünger über ihre eigenen Gedanken und Wort geschämt. Warum wohl?
- Meint ihr, ob dieser Soldat zu den Freunden Jesu dazugepasst hätte?
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