Einführung

Im Markusevangelium, der ältesten Evangelienschrift, die um 70 n.Chr. entstand, begegnet Jesus erstmals als Erwachsener, nämlich bei seiner Taufe durch Johannes den Täufer. Von seiner Geburt und Kindheit wird da nichts erzählt.
Erst das Matthäus- und das Lukasevangelium (um 90 n.Chr.) beginnen mit Jesu Ge-burt und erzählen die Geschichten, die unsere Advents- und Weihnachtszeit bestim-men. Sie haben keine historischen Haftpunkte, sondern blicken in der Gestalt von Legenden von den Erfahrungen der Menschen um Jesus, seinen Worten und Taten, seinem Leiden und Erscheinen als Auferstandener zurück zu den Anfängen und set-zen damit markante theologische Akzente, die für den Glauben an Jesus Christus von großer Bedeutung sind.

Matthäus ist es besonders wichtig, Jesus als den in den alttestamentlichen Schriften angekündigten König, den Gesalbten (= Messias) zu legitimieren. So wie es mit dem großen König David in Bethlehem begann, die die Königin von Saba den legendären Sohn Davids Salomon mit großem Gefolge besuchte, so kommt dies in Jesus zum Ziel, mit seiner Geburt in Bethlehem, mit dem Besuch der königlichen Gäste im Stall.

Lukas stellt uns von Anfang an den ‚anderen’ König vor, der die Menschen am Ran-de der Gesellschaft im Blick hat. Deshalb erfahren zuerst die Hirten von seiner Ge-burt. Mitten im armseligen Alltagsleben leuchtet der Glanz des neuen Königtums auf. Engel bringen mit ihren Botschaften die graue Alltagswelt zum Leuchten: der unbe-deutenden Maria, der kinderlos alt gewordenen Elisabeth, den Hirten.

In religionspädagogischer Sicht begleiten uns die Geburtsgeschichten Jesu durch die Advents- und Weihnachtszeit. Auch die Legende vom zwölfjährigen Jesus im Tempel lässt die Kinder noch ein bisschen in der Kindheit Jesu verweilen, bis uns dann ein großer zeitlicher Sprung zum erwachsenen Jesus mit seinen uns in allen Evangelien überlieferten Worten und Taten führt.
 

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