Erzählvorschlag: Der alte Simeon (Lukas 2,25ff.)

Wenn der alte Simeon aus seinem Leben erzählt, dann hat er aufmerksame Zuhörer. Nach dem Gottesdienst im Tempel von Jerusalem trifft er sich oft in der großen Vorhalle mit Freunden und Bekannten, und dann plaudern sie über alles Mögliche. „Si-meon, was meinst du dazu?“ fragen sie ihn oft. „Du hast doch schon so viel erlebt!“
Im Gottesdienst wurde heute vorgelesen, was in den alten Schriften über den König erzählt wird, der kommen soll. Er wird klug sein und guten Rat in allen Schwierigkeiten wissen, hieß es. Er wird einer sein, der auf Gott hört und Frieden schafft. Und dann haben sie alle gesungen: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“

„Simeon, was meinst du“, fragt ihn sein Nachbar Jonas, „kommt der neue König bald?“ Und ein anderer ergänzt: „Du hast doch schon so viele Jahre vergeblich auf den neuen König gewartet. Hat es denn überhaupt einen Sinn, noch länger zu war-ten?“ Simeon antwortet bedächtig: „Ja, ich bin über dem langen Warten alt geworden. Und oft schon habe ich mich gefragt, ob ich es überhaupt noch erleben werde“. Die anderen nicken verständnisvoll, denn so ähnlich ging es ihnen auch. Immer wie-der redeten die Leute davon, dass der neue König, der Messias kommen wird, und dann war es doch nichts. Aber dann spricht Simeon weiter: „Und trotzdem weiß ich ganz genau, dass ich den neuen König noch sehen werde!“ Die anderen schauen ihn verwundert an: „Woher weißt du das?“ Simeon antwortet: „Es war wie eine Stimme in mir drin, die hat zu mir gesagt: ‚Du wirst ihn noch sehen, du wirst ihn als ein noch ganz kleines Kind in deinen Händen halten’. Und ich weiß, dass diese Stimme von Gott kam. Und deshalb fällt mir das Warten nicht schwer.“ Wenn das so stimmt, den-ken sich die anderen, dann muss das wirklich bald sein, denn Simeon ist doch schon sehr alt.

Die Zeit vergeht. Immer wieder fragen die Leute den alten Simeon: „Stimmt es wirk-lich, was du gesagt hast? Hast du dich wirklich nicht getäuscht?“ Dann lächelt Simeon still vor sich hin und meint nur: „Da bin ich mir ganz sicher!“ Manche wollen nicht mehr daran glauben und sagen zueinander: „Ach, der alte Simeon! Ich glaube, der ist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Woher will der denn wissen, ob der neue König bald kommt?“ Aber andere halten daran fest: „Auf den Simeon ist Verlass. Wir müssen nur Geduld haben!“

Und dann ist es auf einmal soweit. Simeon macht sich wie sonst auch auf den Weg zum Tempel. Aber in seinem Inneren spürt er plötzlich eine Unruhe, die er sonst gar nicht an sich kennt. Es ist eine Freude und Neugierde, die ihn auf dem Weg richtig vorantreibt. „Mein Gott, ist es endlich soweit?“ betet er. Im Tempel begegnet er jungen Eltern mit einem kleinen Kind. Und da weiß er es ganz genau: Das kleine Kind, das muss der neue König sein. Und noch eins wird ihm klar: Das wird ein ganz ande-rer König werden als die Könige, die er bisher erlebt hat: ein König ohne eine Krone, ohne ein Schloss und ohne Diener – aber ein König der Freundlichkeit und der Liebe zu den Menschen, ein König der guten Botschaft von Gott.

„In Bethlehem ist unser Kind geboren, Jesus heißt es“, erzählen die beiden, Maria und Josef, „in einem alten Stall. Nun wollen wir noch im Tempel unser Dankopfer bringen und dann wieder zurückkehren nach Nazareth in unsere Heimat.“ Simeons Gesicht leuchtet. Ganz behutsam nimmt er den kleinen Jesus auf seinen Arm und streichelt ihn. Danach betet er laut: „Gott, ich danke dir, dass du den Retter zu uns geschickt hast, und dass ich ihn gesehen habe. Jetzt weiß ich, dass mein Warten nicht umsonst war, und dass du uns nicht im Stich lässt! Mit meinen eigenen Augen habe ich dein großes Geschenk für uns alle gesehen. Ich danke dir dafür!“

Auch die anderen sind herzu getreten und freuen sich mit Simeon mit. Aber später fragen sie ihn: „Simeon, Jesus ist doch noch ein ganz kleines Kind! Du wirst ihn doch als erwachsenen Mann gar nicht mehr erleben! Das dauert doch noch so viele Jahre, bis er groß wird!“ Aber Simeon antwortet: „Das macht mir nichts aus. Ich weiß, dass Jesus jetzt da ist, und dass die Menschen später mit ihm viel Gutes erleben werden. Das genügt mir. Darüber kann ich mich schon jetzt von Herzen freuen!“ Und die Leu-te sagen immer wieder zueinander: „Von dem alten Simeon kann man das Warten lernen. Von ihm kann man auch das Sich-Freuen lernen. Erinnert ihr euch noch, wie sein Gesicht gestrahlt hat, als er den kleinen Jesus in seinem Arm gehalten hat?“


Gesprächsimpulse

- Manchmal kann einem das Warten ganz schön schwer fallen! Erinnert ihr auch daran?
- Noch schwieriger ist es oft, wenn man noch gar nicht genau weiß, wann das Erwartete kommen wird. Manchmal gibt es ja auch
     Enttäuschungen.
- Simeon hat gewusst, dass aus diesem kleinen Kind ein ganz besonderer Kö-nig werden wird. Was weißt du über diesen König der
     Freundlichkeit und Liebe zu den Menschen?
- Wir wissen genau, auf was wir an Weihnachten warten. Darum können wir uns diese Wartezeit mit Vielem angenehm machen,
     das uns an Weihnachten erinnert. Was von den Zeichen der Vorfreude magst du besonders gerne?

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