Erzählvorschlag zu: Abraham und Lot (1. Mose 13)

 

Am Abend sitzen Abraham und Sara vor ihrem Zelt. „Ist dir auch aufgefallen“, sagt Sara, „dass sich Lot seit einiger Zeit nicht mehr bei unserem Zelt blicken lässt?“ – „Wie du es so sagst“, antwortet Abraham, „fällt es mir auch auf. Früher saßen wir doch oft beieinander, mit unserem Knecht Elieser und mit Lot. Meinst du, dass er irgendeinen Grund hat, uns zu meiden?“ Da kommt gerade Elieser vorbei. „Komm doch her, Elieser“, ruft Sara, „setz dich ein bisschen zu uns!“ Und dann fragt Sara auch ihn: „Das kann ich euch schon erklären“, meint der Knecht. „Unsere Schafherden sind doch zu unserer Freude mit der Zeit immer größer geworden. Unsere und auch die von Lot. Und da wird jetzt langsam das Wasser in den Brunnen und auch das Weideland knapp. Zwischen unseren Hirten und denen von Lot hat es deswegen schon ein paar Mal Streit gegeben. Wenn ich schon da bin, dann können wir die Sache ja grundsätzlich bereden. Bald müssen wir sowieso mit unseren Herden weiterziehen. Aber es hat auf die Dauer keinen Sinn, wenn wir mit Lot und seiner Herde zusammen bleiben. Wir sollten uns trennen. Ich habe auch schon einmal mit Lot darüber gesprochen. Das sieht er genauso“. - „Aber warum spricht er nicht mit uns?“ fragt Abraham. Elieser meint: „Das hat schon seinen Grund. Schau Abraham, es gibt doch nur zwei Richtungen, in die wir ziehen können. Dort ist gutes Grasland“ - und er zeigt in die eine Richtung, und dann in die andere – „und dort ist ziemlich dürres Land. Wer geht wohin? Das ist die große Frage. Ich habe Lot auch schon angedeutet, dass wir als die Älteren und mit der größeren Herde auch bestimmen können, wohin wir gehen. Das ist doch klar, oder?“ –

„Jetzt ist mir auch klar, warum Lot uns aus dem Weg geht“, wirft Sara ein. „Aber das mit der Entscheidung, wer wohin geht, das ist für mich noch nicht ausgemacht!“ – „Wieso?“ fragt Elieser zurück. „Du, Abraham, bist doch der Chef und hast das Sagen! Und das weiß Lot zum Glück auch ganz gut!“ Abraham wiegt den Kopf: „Als ich Lot auf unsere Wanderungen mitnahm, da habe ich ihm versprochen, gut für ihn zu sorgen, solange er das noch nicht selbst kann.“ – „Und nun ist es soweit“, wendet Elieser ungeduldig ein. „Er ist jetzt erfahren genug, dass er auch im dürren Land mit seiner Herde zurecht kommt!“ – „Weißt du das so genau?“ fragt Abraham zurück. „Ich bin zwar der Chef, aber Gott hat mir auch Verantwortung für euch alle übertragen“. – „Wir sollten mit Lot selbst reden“, meint Sara. „Da weiß ich schon, was er sagt“, mault Elieser. „Er wird natürlich das gute Land haben wollen“,

Nach einer Weile sehen sie Lot in der Nähe und rufen ihn her. Die Begrüßung ist nicht so herzlich wie früher, und dann fängt Abraham an: „Wir haben gerade davon gesprochen, dass wir uns trennen müssen, weil unsere Herden zu groß geworden sind.“ - „Das ist mir auch klar geworden“, meint Lot, „und ich weiß auch, wohin ich zu gehen habe. Denn du bist ja der Chef und hast das Recht zu entscheiden“. – „Moment mal“, unterbricht ihn Abraham, „ich habe dir auch versprochen, dich nicht im Stich zu lassen!“ Lot horcht auf: „Und was heißt das?“ – „Dass ich genau wissen muss, was ich dir zumuten kann und was nicht“, sagt Abraham. Elieser schüttelt den Kopf: „Für mich ist die Sache klar. Wer das Recht zu bestimmen hat, der darf sich auch für das gute Land entscheiden. Es hat ja auch lange genug gedauert, bis wir die Großen geworden sind. Das muss doch auch irgendeinen Vorteil haben, oder?“

„Ich kann dich gut verstehen, dass du keine Lust auf das dürre Land hast“, sagt Sara zu ihm, „wir auch nicht und Lot bestimmt auch nicht. Aber Abraham hat Verantwortung für uns alle übernommen, auch für Lot und seine Herde!“ Da gibt sich Abraham einen Ruck und sagt zu Lot: „Du sollst sagen, was du dir zutraust. Und danach wird entschieden!“ Elieser brummt unzufrieden vor sich hin.

Eine Weile redet niemand, alle hängen ihren Gedanken nach. Dann räuspert sich Lot und sagt: „Abraham, ich habe mir das alles schon tagelang durch den Kopf gehen lassen, und ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen“. Und leise fährt er fort: „Ich habe Angst davor, in das dürre Land zu ziehen. Das traue ich mir einfach noch nicht zu. Da fehlen mit die Erfahrungen“. Elieser braust auf: „Mich hat früher auch keiner gefragt, wo ich hin will!“ Aber niemand antwortet ihm. Dann steht Abraham auf, geht hin und her und sagt: „Lot, ich erkenne deine Entscheidung und deine Gründe dafür an. Zieh in das gute Land. Freilich wäre mir auch das gute Grasland lieber. Aber bis zum heutigen Tag habe ich als Chef auch Verantwortung dafür, dass es uns allen gut geht. Ich möchte, dass wir im Frieden auseinander gehen können, und ich möchte ein gutes Gefühl dabei haben“. Und dann nickt er Elieser zu und sagt zu ihm: „Und wir werden auch das mit dem dürren Land schaffen! Gott hat uns bisher mit seinem Segen begleitet und wird es auch weiterhin tun. Komm, Elieser, alter Freund, wir haben miteinander schon so viele Aufgaben gemeistert. Da kommt es doch auf diese da auch nicht mehr an!“

 

Gesprächsimpulse

  • Für Elieser war die Sache klar. Kannst du dir erklären, warum?
  • Zuerst war Lot schlecht gelaunt. Dann ging es ihm viel besser. Was meinst du, hat das bewirkt?
  • Abraham hat seine Entscheidung gut begründet. Kannst du dich an diese Begründung erinnern?
  • Wie findest du diese Entscheidung des Abraham? Was spricht für, was gegen sie?
  • Abraham hat den anderen gezeigt, was einen guten ‚Bestimmer’ ausmacht. Was muss deiner Meinung nach ein guter ‚Bestimmer’ alles tun? 

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