Ritter Georg und der Drache
Ritter Georg und sein Kampf gegen den Drachen
Ziel
- In der Geschichte den Kampf gegen den Drachen als mutigen Widerstand gegen das Böse mitvollziehen
- miterleben, wie der Kampf gegen das Böse im Zeichen des Gelingens steht
Vorüberlegungen
Die Darstellung des Hl. Georg, der den Drachen ersticht, findet sich auf unzähligen Bildern, auf plastischen Bilderfriesen über Kirchentüren und Standbildern. Die Legende erzählt, dass in einem See vor der Stadt Selene im nordafrikanischen Libyen ein Drache haust, der mit seinem Gifthauch die Stadt verpestet. Nur durch täglich zum Fraß vorgeworfene Lämmer kann er davon abgehalten werden, die Stadt zu vernichten. Nachdem keine Lämmer mehr zur Verfügung stehen, werden Kinder ausgelost – das Elend ist unermesslich. Es erreicht seinen Höhepunkt, als das Los die Königstochter trifft. Da tritt Ritter Georg auf und sagt seine Hilfe zu. Im Zeichen des Kreuzes sticht der das Untier so, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Mit dem Gürtel der Königstochter führt er dann den Drachen wie ein Hündchen in die Stadt. Die Angst der Bevölkerung ist aber immer noch da. Georg verspricht das Untier zu töten, wenn sich die Stadt zum Christentum bekehrt, was dann auch geschieht.
In den folgenden Jahren führt die von den römischen Kaisern betriebene Christenverfolgung dazu, dass viele Bürger der Stadt sich wieder dem früheren Glauben zuwenden. Georg legt daraufhin sein ritterliches Gewand ab, predigt im Zeichen der Armut den Glauben an Jesus Christus, wird gefangen genommen und gefoltert. Im Gefängnis erscheint ihm Christus und bewahrt ihn bei mehreren Versuchen seiner Peiniger, ihn auf grausame Weise zu töten. Doch schließlich wird Georg in einem dramatischen Geschehen enthauptet und nimmt so seinen Platz unter den Märtyrern ein.
In den Abbildungen dominiert der Ritter Georg mit seiner Befreiungstat. Der Drache ist ein gewissermaßen archetypisches Bild. Er steht für das Bedrohliche im Leben, vor allem für das nicht fassbare Ängstigende, gegen das man sich kaum wehren kann. Der eigenen Hilflosigkeit aber steht die rettende Tat des Hl. Georg gegenüber – eine symbolische Veranschaulichung der Botschaft, dass – vor allem mit der Hilfe des Glaubens – das Bedrohliche seine ängstigende Macht verlieren kann und wird.
Aus der umfänglichen Georgslegende wird in der folgenden Erzählung nur das Motiv des Drachenkampfs aufgegriffen.
Die Szenerie bleibt von Anfang an märchenhaft. Der Drache steht ja für Ängstigendes, Furchterregendes im weitesten Sinne, das in diesem Fall nur durch Vernichtung gebannt werden kann.
Mit dem mutigen Georg, der gegen das Böse angeht und es besiegt, werden sich die Kinder gerne identifizieren.
Mit den auf den Erzählvorschlag folgenden Gesprächsimpulsen können sie sich dann auch vom mythischen Bösen der Geschichte lösen, sich Bedrohlichem in ihrer Erfahrungswelt zuwenden und bedenken, wie man hier Angst überwinden kann.
Erzählung
Georg ist ein kräftiger Mann und ein mutiger Ritter. Er lebt in einem fernen Land, in dem so vieles ganz anders ist als bei uns. Anders sind vor allem die Gefahren, mit denen die Menschen dort leben müssen. Immer wieder zieht Georg seine Rüstung an, nimmt sein Schwert, schwingt sich auf sein Pferd und reitet los, um zur Stelle zu sein, wenn die Menschen Hilfe brauchen. Gerne suchen die Leute bei ihm Schutz. So reitet Georg von Stadt zu Stadt, redet mit den Menschen, lässt sich von ihren Sorgen erzählen und hilft mit, sie zu vertreiben.
Vor einigen Tagen hat er etwas Schlimmes gehört. Die Leute haben ihm erzählt, dass in der Nachbarstadt ein böser Drache die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Er lebt in einem großen See, kommt jeden Tag heraus, faucht und schnaubt auf furchterregende Weise und lässt sich nur besänftigen, wenn die Bewohner der Stadt ihm jeden Tag zwei Lämmer zum Fraß vorwerfen. Aber die Menschen dort haben jetzt keine Lämmer mehr. Und deshalb holt sich der Drache jetzt jeden Tag zwei Kinder. Die Stadtbewohner sind verzweifelt. Was sollen sie tun? Wer kann sie von diesem bösen Drachen befreien?
Georg hört aufmerksam zu, und die Leute schauen ihn aufmunternd an. Einer sagt: „Georg, die Leute dort warten auf dich!“ Da muss Georg zuerst schlucken, denn gegen einen Drachen hat er noch nie gekämpft. Der Mann redet weiter: „Georg, du bist der einzige, der helfen kann. Du kannst es wirklich! Die Menschen dort stehen alle auf deiner Seite und Gott auch. Es wird dir gelingen, mit Gottes Hilfe den Drachen zu besiegen!“
Georg muss noch über die Worte des Alten nachdenken und sagt dann zu sich: „Der Mann hat recht. Und ich weiß, dass Gott auf meiner Seite ist, wenn ich gegen das Böse kämpfe. Denn nur so können die Menschen in der Stadt wieder im Frieden leben“. Und dann setzt er sich auf sein Pferd und reitet los.
Als er in der Stadt angekommen ist, begrüßen ihn die Bewohner freundlich. Aber es fehlt die Freude. Georg spürt die Angst, die wie ein Nebel über der Stadt liegt. Er sieht nur traurige, müde, verzweifelte Gesichter.
Er reitet zum Königsschloss und trifft die Königin und den König in großer Verzweiflung an: „Stell dir vor“, sagen sie, „der Drache will jetzt, dass wir ihm unsere Tochter zum Fraß vorwerfen! Will er uns denn alle vernichten? Wir können uns nicht gegen ihn wehren. Wie gut, dass du genau zur rechten Zeit gekommen bist!“ Georg meint: „Mit Gottes Hilfe werde ich euch von diesem bösen Drachen befreien können. Vertraut auf Gott, und betet für mich, dann wird es gelingen!“
Am Abend reitet Georg zusammen mit der Königstochter hinaus zum See. Der Drache schmatzt schon vor Vergnügen und Appetit, als er die junge Frau sieht. Seine Augen funkeln böse. Sie funkeln noch mehr, als er Georg sieht. Er faucht ihn an und läuft auf ihn zu. Furchterregend sieht er aus. „Jetzt muss es sein!“ ruft Georg, reitet direkt auf ihn zu und stößt ihm blitzschnell sein Schwert in den weit aufgerissenen Rachen. Der Drache windet sich und bleibt betäubt liegen. Da schreit Georg ihn an: „Ich kämpfe im Namen Gottes dafür, dass Menschen friedlich und ohne Todesangst leben können. Du bist jetzt in meiner Gewalt!“ Georg geht mutig zu ihm hin, bindet ihn mit dem Gürtel der Königstochter und führt ihn zusammen mit ihr zurück in die Stadt.
Ängstlich blicken die Menschen diesem Zug entgegen, als die drei zum Königsschloss ziehen. Solange Georg bei dem Drachen steht, hält der still. Aber sobald er sich zur Seite wendet, bäumt er sich wieder auf und schnaubt wild, so dass alle vor Angst wegrennen. Da nimmt Georg noch einmal sein Schwert und ersticht den Drachen endgültig.
Erst jetzt lösen sich die Menschen von ihrem Schrecken und von ihrer Angst. Sie atmen tief auf, freuen sich und lachen, fassen sich bei den Händen und tanzen.
Dann geht der König feierlich zu Georg und sagt: „Wir bewundern deine Kraft und deine Tapferkeit!“ Und Georg antwortet: „Es ist die Kraft, die Gott mir gegeben hat, damit ihr nie mehr vor diesem Ungeheuer Angst haben müsst!“
Noch in derselben Nacht findet ein großes Fest statt, und am nächsten Morgen reitet Georg weiter.
Gesprächsimpulse
- Was gefällt dir an Georg besonders gut? Erzähle davon!
- Ob Georg wohl gerne in die Stadt geritten ist, die von dem Drachen bedroht war? Was meinst du?
- Was der alte Mann zu Georg sagte, war für ihn ganz wichtig. Warum wohl? Erinnerst du dich?
- Georg hat den bösen Drachen bekämpft und getötet. Böses begegnet uns heute auf andere Weise. Auf welche?
- Wie kann man es da am besten bekämpfen?
Zurück zu Erzählungen zu nachbiblischen Glaubensgestalten