Nikolaus
Nikolaus - Rettung aus großer Gefahr
Ziele
- Mit den Nikolaus-Legenden anschauliche Vorstellungen von der für die Kinder so wichtigen Gestalt des christlichen Glaubens gewinnen
- Gemeinsamkeiten zwischen den Geschichten von Jesus und von Nikolaus wahrnehmen
Vorüberlegungen
Hat die Nikolaus-Legende von der Rettung der Menschen in Myra aus der Hungersnot Anklänge an die Jesus-Geschichte von der Speisung der 5000, so ist es bei dieser die Sturmstillungsgeschichte. Auch hier soll es primär nicht so sehr um das Wunderhafte gehen, sondern um das aktive Eintreten für andere, das im tiefen Vertrauen auf Gottes Schutz und Begleitung begründet ist. Wie die Kinder mit dem Wunder-Geschehen umgehen, wie sie es zu verstehen und zu deuten versuchen, wie sie darüber miteinander ins Gespräch kommen, das verdient aber auf jeden Fall unsere Aufmerksamkeit, ohne sie in bestimmte Bahnen lenken zu wollen.
Erzählung
Der Hl. Nikolaus lebte in Myra, einer Stadt am Meer. Dort geriet einmal ein Schiff, das sich noch mitten auf dem Meer befand, in einen gefährlichen Sturm. Besorgt sahen die Matrosen auf die dunklen Wolken, die sich immer dichter zusammenballten, und auch auf die Segel, die von dem heftigen Wind hin und her gerissen wurden. Auch Fahrgäste waren auf dem Schiff, und die starrten ängstlich auf die haushohen Wellen, die das Schiff zu verschlingen drohten. „Wir sind verloren“, riefen sie, „dieser Sturm wird unser Schiff auseinander reißen, und wir müssen alle im Meer ertrinken! Ach, wenn uns doch nur jemand helfen könnte!“ Ein anderer rief: „Wenn doch nur der Bischof Nikolaus bei uns wäre, der hätte bestimmt eine Idee, wie wir uns retten könnten, der hat doch schon so vielen Menschen geholfen!“
Einer unter den Fahrgästen war nicht so voller Angst wie die anderen. „Starrt nicht nur auf die Wolken und auf das Wasser!“ rief er. „Vertraut auf Gott, der wird uns helfen!“ – „Wie denn?“ riefen die anderen ganz verzagt. „Indem wir jetzt das tun, was kluge Seeleute in solchen Situationen schon immer getan haben“, rief er zurück. Große Ruhe ging von ihm aus, und indem die anderen auf ihn schauten, wurden sie selbst auch ruhiger. Und dann zeigte der fremde Fahrgast jedem, was er zu tun hatte. Die einen hatten ihre Aufgabe bei den großen Segeln, die anderen beim Ruder, wieder andere bei den Türen zu den Schiffskabinen und Laderäumen.
Das Schiff wurde zwar immer noch auf den Wellen hin- und hergeworfen, auf und nieder, aber es zerbrach nicht. Und als der Sturm dann endlich schwächer wurde und schließlich ganz aufhörte, fiel die Angst von ihnen wie eine schwere Last ab. „Wir wollen Gott danken, dass er uns gerettet hat“, sagte der Fremde, und alle stimmten in sein Dankgebet ein. Wohlbehalten kam das Schiff im Hafen von Myra an. Die Matrosen und Fahrgäste gingen an Land. Einige der Seeleute schauten sich die Stadt an und redeten immer wieder über die große Gefahr und die wunderbare Errettung. „Es war, wie wenn der gute Geist des Nikolaus bei uns gewesen wäre“, sagte einer. Und sie beschlossen, dem Bischof einen Besuch abzustatten. „Wer nur dieser mutige und kluge Fahrgast war?“ fragte ein anderer, „ohne den wäre wahrscheinlich alles anders ausgegangen!“ Die anderen nickten zustimmend.
Da waren sie schon bei der Bischofskirche und traten in den feierlichen stillen Raum ein. Es fand gerade ein Gottesdienst statt. Bischof Nikolaus sprach ein Gebet und dankte Gott, dass der Sturm, der über das Meer und die Stadt hinweggefegt war, keinen größeren Schaden angerichtet hatte. Er rief auch die Bewohner von Myra auf, einander bei der Reparatur der beschädigten Häuser und Schiffe zu helfen. Aufmerksam hörten die Matrosen zu. Die Stimme des Bischofs kam ihnen irgendwie bekannt vor! Und das Gesicht auch. Und allen ging zur gleichen Zeit dieselbe Frage durch den Kopf: Könnte es sein, dass der fremde Helfer auf dem Schiff der Bischof Nikolaus selbst war? Dass auch sie ihn als einen Helfer in großer Not erlebt hatten?
Gesprächsanregungen
- Kannst du dir vorstellen, wie gut es tut, wenn einer in einer schwierigen Situation Ruhe ausstrahlt und genau weiß, was zu tun ist?
- Die Matrosen hatten sich ja gewünscht, dass Bischof Nikolaus ihnen helfen sollte. Was meint ihr, ob der Helfer in der großen Not Bischof Nikolaus selbst war? Wer hätte es noch sein können?
- Hat es Sinn, in einer schwierigen Situation jemand um Hilfe zu bitten, der gar nicht da ist? Wie könnte der helfen?
- Ist es sinnvoll, Gott um Hilfe zu bitten, auch wenn man ihn nicht sehen kann?
- Hast du eine Vorstellung davon, wie Gott helfen kann?
- Am wichtigsten sind oft gute Ideen, was in einer schwierigen Situation helfen kann. Hast du auch schon einmal solche guten Ideen gehabt?