Lucia
Lucia, die Lichtbringerin
Ziele:
- An einem ausgewählten Ausschnitt aus der Biographie der hl. Lucia wahrnehmen, was christlicher Glaube für das Leben bedeuten kann
- anhand dieser Geschichte der symbolischen Bedeutung des Lichts nachgehen
- aus der überlieferten Geschichte Ideen für eigenes Gestalten der Adventszeit gewinnen
Vorüberlegungen
Bei dieser Erzählung für Kinder soll anstelle der grausamen Details von Lucias Leiden und Sterben das in den Mittelpunkt gerückt werden, was an ihrem Wirken auch für die Kinder vorbildhaft erscheinen kann und zugleich das reizvolle Heiligen-Attribut - den Lichterkranz auf dem Kopf – verständlich macht.
Die nachfolgende Erzählung setzt zwei Akzente: zum einen das Bedenken, wie empfangenes Gutes einen von innen heraus dazu drängen kann, es auch an andere weiter zu geben; zum anderen, was alles Licht in unser Leben bringen kann, damals wie heute.
Um der elementaren Gestalt der Erzählung willen werden die äußeren Umstände stark vereinfacht bzw. ganz ausgeklammert – sei es die Wallfahrt zum Grab der hl. Agathe als auch die Christenverfolgung, die der Legende nach die Gläubigen dazu nötigte, in Katakomben, d.h. in unterirdischen Grabanlagen zu leben.
Erzählung
In der Adventszeit zünden wir Kerzen an und freuen uns an ihrem Licht. Die Tage werden immer kürzer, draußen wird es schon bald dunkel. Da tut uns das warme Licht der Kerzen gut.
Heute möchte ich euch von einer Frau erzählen, die für andere zu einer ganz besonderen Lichtbringerin geworden ist.
Lucia hat es als Kind immer gut gehabt. Sie hatte Eltern, die für sie sorgten und darauf achteten, dass ihr nichts fehlte. Aber später zogen doch Sorgen in ihr Leben ein: die Mutter wurde krank, und niemand wusste, wie man ihr helfen könnte. Sie wurde immer schwächer. Arzneimittel, die ihr von den Ärzten verordnet wurden, hatten keine Wirkung. Jeden Tag betete Lucia zu Gott und bat ihn, der Mutter wieder Gesundheit zu schenken. Aber es wurde nicht besser. Trotz aller Enttäuschung verlor Lucia nicht die Hoffnung. „Gott wird uns helfen“, tröstete sie immer wieder die kranke Mutter. „Verlass dich darauf!“ Aber die Geduld der beiden wurde auf eine harte Probe gestellt – bis dann doch eines Tages das lang Ersehnte geschah. Nach den Gebeten in einer Kirche, zu der die beiden reisten, ging es der Mutter endlich wieder besser. Sie fühlte sich wieder kräftiger, und die Schmerzen verschwanden.
Die Freude im Elternhaus der Lucia war groß, und alle dankten Gott für die neu geschenkte Gesundheit der Mutter. Immer wieder musste Lucia mit anderen über ihre große Freude und Erleichterung reden. „Ich bin ja so froh“, sagte sie, „dass Gott uns so sehr geholfen hat!“ Aber dann wurde sie nachdenklich: „Es gibt so viele Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns!“ Sie dachte dabei an die Kranken, die nicht wieder gesund wurden, vor allem an die, die kein Geld hatten, um sich gute Medizin zu kaufen. Und dann sagte sie: „Ich will meinen Dank nicht nur an Gott richten, sondern ihn auch an Menschen weitergeben, denen es schlecht geht!“
„Wie willst du das machen?“ fragten ihre Freundinnen, „es gibt doch so viele arme und kranke Leute, das schaffst du nie, denen allen zu helfen!“ Aber Lucia meinte: „Allen kann ich ganz bestimmt nicht helfen. Aber ich kann mit dem Helfen anfangen. Mit dem Geld, das ich habe, baue ich ein Haus für diese Leute, bezahle die Ärzte und all das, was die Menschen brauchen“. Und so geschah es. Als dieses Krankenhaus für Arme fertig war, ging Lucia immer wieder hin, besuchte die Kranken, tröstete und ermunterte sie, so wie sie es mit ihrer eigenen Mutter getan hatte. Die Kranken freuten sich auf ihre Besuche und sagten: „Lucia bringt uns Mut und Hoffnung, sie bringt uns Licht in unsere Dunkelheit“.
Einige Jahre später kamen Soldaten, und viele Menschen mussten sich vor ihnen verstecken. Sie lebten nun in Höhlen in den Bergen und unter der Erde und trauten sich kaum heraus. Lucia machte sich jetzt Gedanken, was diese Leute brauchten, und wie sie ihnen helfen konnte. Jeden Tag packte sie Sachen zum Essen und Trinken ein, so viel, wie sie nur tragen konnte. Und die brachte sie heimlich zu den Menschen in den Höhlen.
Aber dort war es ja dunkel, und Lucia musste deshalb immer ein Licht mitnehmen. „Ich könnte eine dritte Hand brauchen, die das Licht hält“, dachte sie sich, „denn meine beiden Hände brauche ich unbedingt, um all die Sachen zu tragen“. Da kam ihr eine Idee. Sie befestigte Kerzen an einem Ring, der genau auf ihren Kopf passte. Ihr Kopf war jetzt ihre dritte Hand.
„Du bringst so viel Licht zu uns in unsere Höhlen“, sagten die Leute. „Du bringst uns all die Sachen, die wir zum Leben brauchen, du bringst uns so viel Freundlichkeit und auch Nachrichten von der Welt draußen, wo die Sonne scheint. Du bist eine richtige Lichtbringerin“. Und damit meinten sie nicht nur das Licht der Kerzen auf ihrem Kopf, sondern auch all das andere, das Licht in ihre Dunkelheit brachte.
Gesprächsanregungen
- Mit dem Licht, das Lucia brachte, meinten die Leute auch das, was Menschen im Inneren hell machen kann. Was ist es, das einen Menschen in seinem Inneren dunkel, und was ihn hell machen kann?
- Lucia hat den Entschluss gefasst, ihren Dank über das Gesundwerden ihrer Mutter an andere weiter zu geben. Gibt es auch andere Gelegenheiten, in denen man seinen Dank an andere weitergeben kann?
- Kennst du auch Lichtbringer in deinem Leben?
- Warst du selbst schon einmal Lichtbringer für andere?
- In früheren Zeiten wurden Kinder oft nicht am Hl. Abend, auch nicht am Nikolaustag, sondern am Lucia-Tag beschenkt. Kannst du dir denken, warum?
- Gibt es etwas, das Jesus, Nikolaus und Lucia gemeinsam haben?
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