Jesus macht sich zum Diener  (Johannes 13)

Ziele:

  • wahrnehmen, wie Jesus in seinem dienenden Verhalten die Verhältnisse von ‚groß‘ und ‚klein‘ umkehrt
  • entdecken, wie sich Jesu Größe auch in seinem dienenden Klein-Sein zeigt
  • bedenken, was ‚groß‘ und ‚klein‘ auf den ersten und auf den zweiten Blick bedeutet
  • eigene Vorstellungen von ‚groß‘ und ‚klein‘ überdenken

Vorbemerkungen

Zu den Ereignissen der letzten Tage Jesu in Jerusalem gehört auch die – allerdings nur im Johannesevangelium berichtete - sog. „Fußwaschung“. Sie macht anschaulich, worum es in Jesu Wirken geht: Er, der von Gott mit einem großen Auftrag, mit göttlicher Vollmacht ausgestattet ist, führt ihn aus, indem er zum Diener der Menschen wird.

In diesem Sinne werden in den Erzählvorschlag auch Rückblicke auf frühere Worte Jesu einbezogen: vom sog. „Rangstreit der Jünger“ mit der Frage, wer denn der Größte im Reich Gottes sein darf (Markus 9,33ff.), bis zum Gleichnis vom guten Hirten, der alle Kraft und Mühe daran setzt, das Verlorene zu finden (Lukas 15).

 

Erzählanregung

Es war ein langer Tag in der großen Stadt Jerusalem. Jesus war mit seinen Jüngerinnen und Jüngern viel unterwegs. Sie haben die großen Häuser bestaunt und von der hohen Tempelmauer ins Tal hinunter geblickt. An vielen Verkaufsständen im Basar sind sie entlanggegangen und haben sich an Brunnen erfrischt. Nun ist es Abend, es wird leerer auf den Straßen und Gassen. Die Menschen kehren in ihre Wohnungen und Herbergen zurück.

„Ich bin jetzt ganz schön müde“, meint Jakobus zu Simon, und der meint: „Ich spüre es besonders an den Füßen. Den ganzen Tag in den Sandalen mit ihren dünnen Sohlen auf den staubigen Straßen!“ Andreas greift das gleich auf: „ Ich freue mich, wenn ich endlich in Ruhe sitzen kann“. Simon erwidert: „Und am meisten freue ich mich darauf, wenn der Diener in unserer Herberge uns die Füße badet. Das tut nicht nur den Füßen gut, sondern dem ganzen Körper!“ Damals war dies ein Angebot der Gastgeber an die Gäste, das die meisten gerne annahmen. Da schaltet sich Taddäus ins Gespräch ein: „Hat eigentlich jemand von uns daran gedacht, dem Diener den Auftrag dazu zu geben?“ Alle schauen einander an und zucken mit den Schultern. Das haben sie vergessen.

Als sie in der Herberge angekommen sind, lassen sie sich erst müde auf die Polster fallen, die dort bereit liegen. Niemand mag sich aufraffen, die Aufgabe des Dieners zu übernehmen, nämlich das Fußbad herzurichten, sich dann auf den Boden zu knien und den anderen in diesem Bad sanft die Füße zu waschen. Erwartungsvoll schauen sie einander an. Jeder hofft, dass sich ein anderer dazu überwindet. Alle hatten gehofft, dass vielleicht doch der Diener bereitsteht. Aber der hat leider keine Zeit.

Nach einer Weile sagt Andreas: „Wo ist eigentlich Jesus?“ Der war unauffällig hinausgegangen. Jetzt kommt er gerade wieder herein, mit einer Wasserschüssel und mit Tüchern. Und ohne ein Wort zu verlieren, geht er zu Simon hin, stellt vor ihm die Schüssel ab und beugt sich hinunter zu seinen Füßen. Da bekommt Simon einen roten Kopf und wehrt ab: „Jesus, du sollst doch mir nicht die Füße baden! Du doch nicht! Das geht nun wirklich nicht, dass wir es uns bequem machen und du die Arbeit für uns tust. Du bist doch unser Herr, der von Gott Gesandte, unser Lehrer und Meister. Du bist nicht unser Diener!“ Simon schämt sich, und an den Gesichtern der anderen sieht man, dass es ihnen ähnlich geht: „Warum nur haben wir solange gewartet, das war nicht gut“, denken viele. Simon versucht mit einer vorsichtigen Handbewegung Jesus abzuwehren: „Jesus, das ist nicht die Aufgabe eines so großen und bedeutenden Mannes, wie du es bist!“

Da richtet sich Jesus auf, schaut Simon ins Gesicht und sagt: „Simon, erinnerst du dich noch an den Streit neulich? Ihr habt mich gefragt, wer denn der wichtigste Minister sein darf, wenn das Reich Gottes kommt. Erinnerst du dich, wie ich gesagt habe: Der Erste und Größte im Reich Gottes soll der Diener aller anderen sein. Wer klein ist, soll groß werden. Und wer groß ist, soll klein sein für die anderen. Es ist so wie bei einem Festmahl, bei dem einige der geladenen Gäste bescheiden ganz hinten einen Platz suchen. Der Hausherr aber ruft sie nach vorne zu den Ehrenplätzen. Und die, die dort sitzen, machen ihnen Platz und kümmern sich um sie. Der Größte soll der Diener sein von allen. Und das ist meine Aufgabe, das gehört zu meinem Auftrag. Es ist wie bei einem Hirten, der zwar der Herr und Chef ist über die Schafe, der sich aber auch liebevoll um jedes einzelne Schaf kümmert. Er sucht es, wenn es sich verlaufen hat und tut alles, damit es ihm gut geht!“

Da nickt Simon und sagt: „Jesus, das habe ich verstanden. Du warst und bist unser Herr und zugleich immer auch unser Diener. Die bist ein Diener aller Menschen, denen du geholfen hast. Darum will ich mich nicht mehr wehren, wenn du mir die Füße badest. Das passt so gut zu dir, so wie du immer zu uns warst – unser Lehrer und unser Diener. Du bist so wichtig und groß für uns und machst dich für uns klein, damit wir groß sein dürfen. Das ist wunderbar!“ Und nach einer Pause sagt er noch: „Wenn das so stimmt, kannst du mir gerne auch die Beine, die Hände und Arme und den ganzen Kopf waschen, denn ich habe jetzt wirklich verstanden, was du meinst.“ Da lacht Jesus und antwortet: „Lass es nur gut sein: Was ich jetzt deinen Füßen Gutes tue, das gilt für dich insgesamt.“ Dann wendet er sich auch den anderen zu und ergänzt: „So mache ich es jetzt mit euch allen, und dann werden wir uns endlich zum Essen niederlassen“.

 

Gesprächsimpulse

  • Warum wohl hat Simon einen roten Kopf bekommen, als Jesus sich zu ihm hinunterbeugte, um seine Füße zu baden?
  • Kennst du das auch, wenn ein anderer, den man sehr gern hat, etwas für einen tut, was man eigentlich selbst machen sollte?
  • Was hat es eigentlich für einen Sinn, wenn die Kleinen groß werden und die Großen sich klein machen? Kommt damit nicht alles durcheinander?
  • Jesus sagt, er sei Herr und Diener zugleich. Wie meint er das?
  • Gilt das auch für Menschen, die du gut kennst? Was ist dabei gut für dich?
  • Gilt das auch für dich, dass du mal groß, mal klein, mal Chef und mal Diener bist?
  • Warum meinst du, ist es besonders wichtig, dass Große klein werden, damit Kleine groß sein können? 

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