Erzählungen vom Paradiesgarten (1. Mose 2-3)
 
A) Wie er wohl entstanden ist (1. Mose 2)
Ziele:
- Sich in das Nachdenken über Anfänge von Gottes schöpferischem Wirken mit hineinnehmen lassen
- wahrnehmen, wie sich in der biblischen Erzählung Naturbeobachtung und der Bezug auf Gott den Schöpfer miteinander            
  verbinden
- an der Freude über Gottes Schaffen Anteil gewinnen
 
Fördert:
- Fragen nach dem Ursprung unserer Welt und des Lebens
- Fähigkeit zu eigenständigen Deutungen
- Dankbarkeit für die uns umgebende Natur
 
Die mehrere Jahrhunderte vor dem Schöpfungshymnus 1. Mose 1 entstandene Schöpfungserzählung 1. Mose 2 setzt im Vergleich mit ihm einen anderen Akzent. In ihr geht es noch viel unmittelbarer darum, wie Lebendiges entstand, wie Gott Pflanzen, Menschen und Tiere ins Leben rief. Aber hier wie dort lässt sich gut verfolgen, wie aufmerksames Beobachten sich mit der Überzeugung verband, dass Gott hier am Werk war und dies zu anschaulichen Vorstellungen führte, die immer auch aus den Gegebenheiten der damaligen Zeit heraus zu verstehen sind.
So führt uns diese Schöpfungserzählung in die Welt um 500 v.Chr. Israel ist zu einem Staat geworden mit der Hauptstadt Jerusalem. Mit sichereren Lebensbedingungen ist nun Zeit und Raum für das Nachdenken über die Ursprünge unserer Welt und unseres Lebens. So entstehen Vorstellungen davon, wie Gott – analog zum menschlichen Wirken – die Welt erschuf, wie die Erschaffung des Lebens zugleich alle diese menschlichen Analogien übersteigt. Die biblische Erzählung spricht auch davon, wie diese Grenze zwischen göttlichen und menschlichen Fähigkeiten auch dazu reizt, sie zu überschreiten und die Menschen deshalb in ihre Schranken gewiesen werden. Das wird dann in der anschließenden Erzählung aufgenommen.
Diese Erzählanregung stellt zunächst einen Rahmen her, indem sich zwei Personen Gedanken machen, wie denn die Welt entstanden sein könnte und dabei dem auf die Spur kommen, was hinter der biblischen Erzählung selbst zum Vorschein kommt: das Bekenntnis zu Gottes Wirken und das Wahrnehmen der Verantwortung, die uns Menschen übertragen ist.
 
Simon und Daniel sind auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho. Der Weg ist steinig und führt durch eine Gegend, in der fast nichts wächst. Es ist heiß und die beiden freuen sich schon darauf, endlich wieder den Schatten von Bäumen zu genießen. „Trostlos ist es hier“, meint Simon, „aber bald sind wir in Jericho, unten am Jordanfluss. Da können wir dann rasten, uns saftige Granatäpfel kaufen und frisches Quellwasser trinken!“ Sie kommen um eine Biegung an einem Felsvorsprung – und sehen auf einmal weiter unten Jericho vor sich liegen, die Häuser inmitten von grünen Palmen und anderen Bäumen, wie in einem wunderbar prächtigen Garten. „Endlich“, sagt Daniel erleichtert“, und sie gehen ein bisschen schneller. „Wann immer ich diesen Blick auf Jericho habe und mich auf den Palmengarten freue“, sagt Simon, „dann stelle ich mir auch vor, dass Gott so die Welt erschaffen hat.“ Daniel fragt neugierig zurück: „Und wie stellst du dir das vor?“ Simon antwortet: „Ich denke mir, zuerst war es so wie auf dem Weg, den wir gegangen sind, voller Steine, ohne Wasser und Leben. Und dann ließ Gott eine mächtige Quelle sprudeln, und feiner Regen kam von oben. Wasserbäche und Flüsse entstanden, und an ihnen ließ Gott einen wunderbaren Garten wachsen“. – „So wie der Garten von Jericho“, ergänzt Daniel. „Genau“, sagt Simon, „mit all den Pflanzen und Früchten, die Menschen und Tiere zum Leben brauchen“.
Da meint Daniel: „Aber die Menschen sind doch noch gar nicht da! Wie hat Gott denn die Menschen gemacht?“ Simon bleibt stehen, kramt in seiner Tasche, holt eine Tonfigur heraus und zeigt sie Daniel. „Die habe ich in Jerusalem gekauft“, sagt er. „Die kommt direkt aus Ägypten. Daniel staunt. „Der Mann sieht ja wie echt aus, wie lebendig!“ – „Das habe ich mir auch gedacht“, meint Simon. „Was ihm bloß noch fehlt, ist das Leben. Das kann kein Mensch machen, das kommt von Gott. Also, ich stelle mir das so vor: Gott hat den Menschen aus Ton und Lehm so geformt wie diese Figur. Und dann hat er ihr das Leben eingehaucht mit seinem göttlichen Atem“. Daniel staunt: „Das heißt, dass in allem, was lebt, etwas von Gott drin ist!“ – „Ja“, sagt Simon, „darum ist Lebendiges auch etwas ganz Wertvolles!“ Daniel nickt. „Wenn jemand stirbt, dann geht der Lebensatem wieder heraus und man kann den Körper begraben. Aber erzähl’ doch weiter, hat Gott alle Menschen so erschaffen?“ – „Natürlich nicht“, sagt Simon. Eltern bekommen Kinder, das war schon immer so“. Daniel meint: Aber es fehlt doch noch die erste Frau! Wo kommt denn die her?“ Simon denkt eine Weile nach und sagt dann: „Sie ist genau so wie der erste Mensch, wie ein Stück von ihm selbst, im Unterschied zu allen Tieren, die Gott dann auch gemacht hat.“ – „Ja“, denkt Daniel weiter, „vielleicht hat Gott den Menschen noch mal wie leblos gemacht, wie in einen tiefen Schlaf versetzt, etwas von ihm genommen und daraus die erste Frau geformt.“ Simon lacht. „Männer haben ja eine Rippe weniger als die Frauen, vielleicht kommt das daher! Auf jeden Fall hat Adam seine Eva dann voller Freude umarmt und war glücklich, dass er nicht mehr allein war“. – „So kann ich mir das gut vorstellen“, meint Daniel. „Dann hat Gott ja auch die Liebe zwischen Männern und Frauen erschaffen!“
 
Gesprächsanregungen:
- In dem von Gott geschaffenen Garten wächst alles, was Menschen zum Leben brauchen. 
  Was meinst du, was alles zu diesem Garten dazugehört?
- Der Atem von Menschen und Tieren zeigt uns, dass sie lebendig sind. Können Pflanzen auch atmen? Wie zeigt sich das Leben  
  bei ihnen?
- In jedem Lebewesen ist etwas von Gott drin. Wie ist das wohl gemeint?
- Menschen sollen auch für all das sorgen, dem sie einen Namen gegeben haben. Für was sorgst du?
- Wo überall ist die Welt für dich ein schöner Garten?
- Wie Gott die Welt erschaffen hat, weiß niemand ganz genau, denn niemand war dabei. 
   Was gefällt dir an den Ideen von Simon und Daniel gut? 
- Vielleicht hast du noch eigene Ideen?
 
B) Warum der Paradiesgarten ein schöner Traum bleiben muss (1. Mose 3)
 
Ziel:
- sich anhand dieser Geschichte mit der Notwendigkeit von Grenzen sowie der Lust, sie zu überschreiten, auseinandersetzen
- ahnen, wie sehr es in den alten Erzählungen auch um gegenwärtige Herausforderungen geht
- den Zusammenhang von Gottes Weisungen und Gottes Fürsorge wahrnehmen
 
Fördert:
- Nachdenken über Bedingungen unseres Zusammenlebens
- Umgang mit symbolischen Sprachbildern und ihrer Aussagekraft
Die biblische Erzählung vom anfänglichen Schöpfungsgarten (1.Mose 2-3) endet mit der Vertreibung der ersten Menschen aus dem Paradies. Es handelt sich bei dieser Geschichte nicht um ein historisches Ereignis – wer hätte es denn auch dokumentieren können. Ihre Wahrheit liegt viel mehr in tiefgründigen Einsichten in das menschliche Leben. Es ist das Bedenken der notwendigen Grenzen, die wir Menschen anzuerkennen und zu respektieren haben, damit das Zusammenleben in der Welt gelingen kann.
Diese Grenzen werden im biblischen Schöpfungsmythos durch den Baum der Erkenntnis in der Mitte des Gartens symbolisiert. Er steht für all das, was zu beachten ist, damit der Garten ein vor allem Bösen geschütztes Paradies zu bleiben vermag. Seine Früchte, die Früchte eines umfassenden Wissens über die Welt, sind den Menschen verwehrt. Erkenntnis ist ja prinzipiell nichts Schlechtes. Aber wer alles haben will, wer so die Grenzen des Gartens übersteigt, hat ihn mit all seinen Vorzügen zugleich verloren. Es geht hier keineswegs um die verbotene Frucht selbst, sondern um die mit ihr repräsentierte, symbolisch zum Ausdruck gebrachte Grenze.
In der biblischen Erzählung entwickelt sich ein Ringen um dieses Verbot, um diese Grenze. Ein Verführer tritt auf, in der Gestalt einer sprechenden und klug argumentierenden Schlange. Ihr gelingt es, die beiden ersten Menschen immer mehr an diesem „Grenz-Baum“ festzuhalten, die Blicke auf ihn zu fesseln. Das Verbotene zieht magisch an – im Vergleich mit diesen Früchten erscheinen die vielen, vielen anderen im Garten nun uninteressant, geradezu langweilig. Das von Gott gesetzte Verbot wird systematisch auseinander gepflückt, bis es seine Schärfe verloren hat, bis dessen Übertretung nicht anders als harmlos, sinnvoll, geradezu notwendig erscheinen kann. Und dann geschieht der Griff nach dem Verbotenen. Die Folge lässt nicht lange auf sich warten. Die beiden Menschen erkennen ihre Nacktheit und schämen sich. Wer die Gartengrenze überschritten hat, ist zugleich der Schutzlosigkeit preisgegeben, hat die Geborgenheit, die der Garten gewährte, verloren.
Das Ende dieser mythologischen Gartengeschichte kann zum einen als Mahnung verstanden werden: Wer die begrenzenden Regeln verletzt, die den Garten zu einem Hort der Geborgenheit, eines sorgsamen Miteinanders, des unbeschwerten Genießens machen, der verlässt ihn damit, beschädigt und zerstört ihn vielleicht sogar. Geborgenheit und Freiheit kann es nur innerhalb respektierter Grenzen geben. Das können die Außengrenzen des Gartens sein, genauso wie die mit dem Baum der Erkenntnis symbolisierten Innengrenzen, die ihn vor Beschädigung und Zerstörung schützen.
Zum anderen thematisiert diese Geschichte eine Verlusterfahrung, die zum menschlichen Leben dazugehört. Das mag – entwicklungspsychologisch gesehen – der Verlust einer im Rückblick als unbeschwert und harmonisch wahrgenommenen Kindheit sein, die noch sorgsam von der „bösen Welt“ abgeschirmt war. Das gilt genauso für das grübelnde Nachdenken über der Frage, warum denn die uns Menschen gegebene Freiheit so oft zu negativen Folgen führt. Wie schön wäre es doch, wenn man die Menschen dazu brächte, in und mit ihrer Freiheit nur Gutes zu tun!
Aber das bleibt ein Wunschtraum. Das muss die Vision einer besseren Welt, eines paradiesischen „Weltgartens“ bleiben.
Am Ende der Geschichte steht zwar der Verlust des Paradiesgartens, aber Gott gibt den Menschen dennoch Hilfreiches mit auf den Weg: Kleider gegen die Schutzlosigkeit in einer Welt, in der es nun Gut und Böse gibt, in der die kleinen Gärten der Lebensfreude und Unbeschwertheit nun – oft mühsam genug – erarbeitet, gehegt und gepflegt werden müssen. Vom großen Paradiesgarten bleibt – rückwärts gesehen – nur noch die Sehnsucht, vorwärts gerichtet aber ist es die Hoffnung, ihm in ‚kleiner Münze’ da und dort doch wohltuende Gestalt geben zu können.
Die sog. Sündenfallsgeschichte gehört sicherlich zu den tiefgründigsten der Bibel. Es geht in ihr letztlich um die Frage, woher das Böse in der Welt kommt. Die Antwort wird in der menschlichen Lust am Übertreten von Verboten und der mit ihnen gesetzten Grenzen gesucht. Aus pädagogischen Gründen muss die Vielschichtigkeit der biblischen Vorlage in dieser Erzählanregung auf Elementares hin vereinfacht werden, ohne deshalb oberflächlich zu werden. Das wird hier mit folgenden Entscheidungen versucht:
- Der Erzählvorschlag knüpft an den vorangegangenen zu 1. Mose 2 an und nimmt auch das Gespräch zwischen den beiden erdachten Personen Simon und Daniel wieder auf. Dass die Geschichte keine historische Begebenheit berichtet, sondern typisch Menschliches zur Sprache bringt, das kommt auch in den Bemerkungen Daniels zum Ausdruck, der immer wieder solche Bezüge herstellt.
- Die Formulierungen in der Bibel zur Begründung des Verbots (Erlangung der Unsterblichkeit; sein wie Gott; wissen, das gut und böse ist) wird so zum Ausdruck gebracht, dass der Garten Gottes Eigentum bleibt, dass dies in einem begrenzenden Verbot zum Ausdruck kommt, und dass das Sorgen um das Wohlergehen anderer Lebewesen auch das Verzichten verlangt.
- Die tiefe Symbolik der den Menschen gesetzten Grenze in der Mitte des Paradiesgartens wird als Erinnerungszeichen für die Notwendigkeit des Verzichtens vorgestellt.
- Die Gespräche zwischen Adam, Eva und der Schlange bieten mancherlei Gelegenheit, sie auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen der Kinder mit der Lust am Übertreten von Grenzen weiter auszuspinnen (vgl. dazu v.a. auch die Gesprächsanregungen).
 
Simon und Daniel sind zwei Freunde, die sich schon oft Gedanken darüber gemacht haben, wie Gott wohl die Welt erschaffen hat. Sie haben sich über das Bild des wunderbaren Paradiesgartens gefreut, das sie sich in ihren Vorstellungen lebhaft ausgemalt haben. Jetzt sitzen sie gerade in einem großen Garten unter schattigen Bäumen, essen und trinken, was der Wirt ihnen gebracht hat.
 
„Nachdem Gott die Welt wie einen großen, wunderbaren Garten geschaffen hat“, meint Daniel, „muss es für die beiden ersten Menschen, Adam und Eva, doch die wahre Freude gewesen sein, in diesem Garten zu leben!“ – „Das denke ich auch“, fügt Simon an. „Stell dir vor, du kannst alles haben, was du willst. Du kannst dir von den Bäumen die wohlschmeckendsten Früchte pflücken. Auch alle Tiere sind deine Freunde, und niemand will dir etwas Böses!“ Daniel fragt: „Aber warum ist es heute nicht mehr so? Warum gibt es so viel Streit unter den Menschen?“ Simon antwortet: „Ich erzähle dir jetzt, wie die Geschichte von den Menschen im Paradies weitergegangen ist“.
„Adam und Eva waren sehr glücklich in dem großen Garten. Sie hatten auch gut die Worte im Ohr, die Gott ihnen gesagt hatte: ‚Diesen Garten habe ich euch gegeben, damit ihr es gut habt und auch, damit ihr gut mit ihm umgeht. Vergesst nie, dass der Garten nicht euch, sondern mir gehört. Mit euch soll es auch allen Tieren und auch Pflanzen in dem Garten gut gehen. Alle sollen in diesem Garten friedlich zusammenleben. Ihr dürft alles tun, solange ihr euch an diesen Auftrag haltet; und das bedeutet: solange ihr darauf achtet, dass der Garten für alle da ist. Damit ihr das nie vergesst, ist der Baum in der Mitte des Gartens ein ganz besonderer Baum. Der gehört mir allein, und dessen Früchte dürft ihr nicht essen. Dieses Verbot soll euch immer wieder an die Regel erinnern, dass der Garten nicht euch gehört, sondern dass er für alle bestimmt ist.“
Daniel meint dazu: „Es gab ja so viele andere Bäume mit leckeren Früchten. Da konnten die beiden doch sicher auf die von diesem einen Baum verzichten. Und überhaupt, wer auf die anderen achtet, der muss auch selbst immer ein bisschen verzichten. Aber wenn genug da ist, dann ist das doch überhaupt nicht schlimm!“
„Das denken Adam und Eva zuerst auch“, erzählt Simon weiter, „aber dann geschieht etwas Eigenartiges: Immer öfter stehen die beiden vor diesem einen Baum in der Mitte des Gartens und betrachten genau seine Früchte. ‚Es sind wohl ganz besondere Früchte’, meint Adam, ‚ich denke, sie sind besser und saftiger als alle anderen’. – ‚Das weißt du erst, wenn du etwas von ihnen gegessen hast’, antwortet Eva. ‚Das möchte ich doch tatsächlich wissen, ob diese Früchte anders schmecken als die vielen anderen. Aber wir sollen ja auf sie verzichten, damit wir nie das Verzichten verlernen!’ – ‚Also, wenn man einmal nicht verzichtet, dann verlernt man deshalb doch noch lange nicht das Verzichten’, redet Adam weiter. ‚Es wachsen ja auch mehrere Früchte an dem Baum, wir brauchen ja nur eine zum Ausprobieren!“
Daniel meint: „Und die vielen Bäume mit ihren guten Früchten waren auf einmal gar nicht mehr interessant“. – „Genau“, sagt Simon. „Und so geht die Geschichte weiter: Am Stamm dieses Baumes entdecken die beiden auf einmal ein sprechendes Tier, eine freundliche Schlange, und die meint: ‚Gott hat euch doch so viel Forschergeist und Entdeckerfreude mitgegeben’. Die beiden nicken. ‚Da passt es doch gar nicht dazu, dass er euch die Früchte dieses Baumes verbietet! Habt ihr auch richtig verstanden, was er gesagt hat?’ Eva meint: ‚Ja, doch, wir sollen nie vergessen, dass der Garten Gott gehört und es allen, die in diesem Garten leben, gut gehen soll. Dazu gehört auch, auf etwas verzichten zu können, und das sollen wir an diesem Baum üben’. Die Schlange antwortet: ‚Ihr könnt das doch auch an einem anderen Baum üben. Und ihr könnt es auch viel besser üben, wenn ihr wisst, wie die Früchte an diesem Baum schmecken!’ – ‚Aber vielleicht schmecken sie so gut, dass wir gar nicht mehr aufhören können zu essen’, meint Adam. ‚Das könnt ihr erst wissen, wenn ihr es ausprobiert habt’, sagt darauf die Schlange und lächelt die beiden freundlich an. Und so reden die drei immer weiter, und der Wunsch, nur eine einzige Frucht von diesem Baum zu essen, wird immer größer. „Etwas ausprobieren, das ist nie schlimm’, meint die Schlange, ‚dann weiß man viel besser, auf was man verzichtet, dann ist das Verzichten auch viel wertvoller. Bestimmt hat es Gott so gemeint!’
Und dann geschieht es plötzlich. Auf einmal hält Eva eine der verbotenen Früchte in der Hand, schaut sie zusammen mit Adam genau an, und dann beißen sie beide nacheinander hinein. Doch dann ist auf einmal alles in dem Garten anders als vorher. Sie fürchten sich und wissen gar nicht, wovor. Sie schützen sich mit Kleidern aus großen Blättern von den Bäumen. Aber es nützt nichts. Sie verstecken sich im Garten, sie schämen sich“.
Eine Weile sagt Simon nichts, und auch Daniel schweigt. Dann meint Daniel nachdenklich: „So ist es, wenn man etwas Verbotenes getan hat. Dann sieht alles auf einmal ganz anders aus. Ich glaube, die beiden haben ganz schön viel Angst vor Gott gehabt!“ – „Das glaube ich auch, meint Simon. „Als Gott am Abend die beiden in ihrem Versteck findet, klingt seine Stimme sehr streng: ‚Es war nur ein einziges Verbot. Warum konntet ihr euch nicht daran halten?’ Die beiden stottern etwas von der Schlange, die sie verleitet hat und von der Neugier und Entdeckerfreude und noch vieles anderes. Aber Gott schüttelt den Kopf und meint: ‚Wenn ihr mit so einem leichten Verbot nicht das Verzichten lernen konntet, muss ein anderes her. Ihr müsst jetzt dieses Paradies verlassen. Draußen wird es auch Gärten geben. Aber da müsst ihr viel arbeiten, bis die Pflanzen Früchte tragen. Ihr könnt nur das ernten, was ihr selbst gesät habt. Ihr werdet das Verzichten immer wieder neu lernen müssen, nämlich wenn andere etwas haben, das euch nicht gehört, oder wenn es ans Teilen geht“.
Daniel meint: „War Gott nur streng? Hat er ihnen nicht auch noch etwas Gutes gesagt?“ Simon antwortet: „Doch, Gott hat noch gesagt: ‚Ich will euch dabei helfen, gut miteinander auszukommen. Auch wenn ihr euch jetzt an viele Regeln halten müsst - auch an solche, die euch Mühe machen. Ihr werdet aber zugleich viel Freundschaft erleben mit Menschen und Tieren, ihr werdet euch über gute Sachen zum Essen freuen können und vieles andere auch. Doch das Verzichten und das Achten auf andere, das müsst ihr immer wieder neu lernen!“
 
Gesprächsimpulse
- Muss man auch verzichten können, wenn es allen gut geht?
- In der Geschichte war es ein Baum, der an den Verzicht erinnerte. 
  Kennst du andere Verbote, mit denen man das Verzichten lernen und üben kann?
- Gerade Verbotenes übt oft eine große Anziehungskraft aus. Kannst du aus deiner eigenen Erfahrung etwas dazu erzählen?
- Wenn man Verbotenes getan hat, geht es einem oft gar nicht gut. Kannst du auch davon erzählen?
- Diese Geschichte ist ein Abschied vom Paradiesgarten. Kannst du dir vorstellen, wie es den beiden Menschen bei diesem          
  Abschied ergangen ist? Erzähle davon.
- Wir haben keinen Paradiesgarten mehr, aber dennoch einen Garten, der uns viel Freude macht. 
  Wo kannst du mit dafür sorgen, dass es in diesem Garten allen gut geht? 
  Welche Regeln sollten von allen beachtet werden?
- Obwohl wir in unserem Garten auch viel zu arbeiten haben, können wir ihn als ein Geschenk von Gott erleben. 
   An was kannst du das erkennen?
 
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