Maria aus Magdala (Joh.20,11-18)

Begegnung mit dem Auferstandenen: Von der Trauer zu neuer Freude

 

Vorüberlegungen

Sie gehört zu den wichtigsten Personen der nachösterlichen Gemeinde. Im NT ist von ihr nur wenig berichtet. Nach Lk.8,2 hat Jesus sieben Dämonen aus ihr ausgetrieben. In der Legendenbildung wird sie oft mit der Frau gleichgesetzt, die Jesus die Füße gesalbt hat (Lk.7,37f.). In dieser Erzählanregung soll ihre Begegnung mit dem Auferstandenen einen Zugang zum Ostergeschehen eröffnen. Sie erlebt einen Umschwung von der Trauer zu neuer Freude. Das bisher mit Jesus Erlebte ist nicht zu Ende, sondern es geht weiter. Auferstehung Jesu ist nicht Wiederbelebung des Leichnams, sondern die Lebendigkeit Jesu in seiner ganz neuen Dimension. Wesentlich ist die Kraft dieser Lebendigkeit, die Menschen in sich erfahren.

Dieser Umschwung von Trauer zur Freude ist auch für Kinder nachvollziehbar. So haben sie es vielleicht schon an der Emmausgeschichte (Lk.24) kennengelernt. Mit diesem Zugang über das Erleben einer Person wird eine Annäherung an das Geheimnis der Auferstehungsgeschichte gewonnen, bei dem weder die Ereignisse erklärt werden noch dieses Geschehen unvermittelt und unverbunden neben der sonstigen Wirklichkeitserfahrung der Kinder steht.

Lernziele:

-         spüren, wie in der Begegnung mit dem Auferstandenen Trauer schwindet und Freude zurückkehrt

-         entdecken, wie diese Begegnung den früheren Erfahrungen mit Jesus eine neue Bedeutung gibt

-         erkennen, dass sich die Lebendigkeit des Auferstandenen in der Kraft zeigt, die von ihm ausgeht

 

Erzählanregung

1. Szene: Gemeinsame Trauer

Als Einstiegsszene wird das Beieinandersitzen der Freunde Jesu gewählt, um so deren Trauer zu erzählen und dabei an das Geschehen der Kreuzigung anzuknüpfen.
In diesem Rahmen wird Maria von Magdala näher beleuchtet. Der Tod Jesu wird aus ihrer Sicht gedeutet als das Ende all der guten Erfahrungen mit ihm. Mit der Erinnerung, wie Jesus Maria damals angeredet hatte, wird die Brücke vorbereitet zu den neuen Erfahrungen mit dem Auferstandenen. Über den sinnierenden Rückblicken wird Maria in der Erzählung bekannt gemacht.
Auch der Wunsch nach dem Abschiednehmen vom toten Jesus ist als solch eine Brücke gedacht. Er wird in der Begegnung mit dem Auferstandenen in einer ganz anderen Weise erfüllt werden. Gleichzeitig soll mit ihm vermieden werden, dass das leere Grab zum objektiven Beweis für die Auferstehung wird. Es ist nicht mehr als ein Bild für eine neue Gewissheit.

Einen Tag nach dem letzten gemeinsamen Mahl mit Jesus sitzen seine Freundinnen und Freunde wieder beieinander, aber jetzt ohne ihn. Ein schlimmer Tag liegt hinter ihnen. Nach dem Abendmahl waren sie hinaus gegangen in den Garten Gethsemane. Plötzlich tauchten bewaffnete Männer auf, nahmen ihn fest und führten ihn ab. Die Frauen erzählten, dass Jesus zum Hügel Golgatha hinaus gebracht und dort am Kreuz festgemacht wurde, bis er starb. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns verlassen?“ klagen sie. Es war doch so schön mit diesem Jesus. Er hat so viel Gutes getan. „Und jetzt ist er tot“, sagt Jakobus, „und alles ist aus. Jetzt können wir wieder heimgehen nach Galiläa und alles ist vorbei. Jetzt ist es schlimmer, als wenn wir ihn gar nicht kennen gelernt hätten!“ – „Das Leben macht mir jetzt gar keine Freude mehr“, sagt ein anderer.

Maria aus Magdala hängt ihren Gedanken nach. Ja, es waren so gute Erfahrungen, die sie mit Jesus gemacht hatte. Ihre Gedanken wandern zurück, bis dahin, wo sie Jesus zum ersten Mal begegnet ist. Krank war sie damals gewesen, von bösen Träumen gequält. Sie hatte keinen Mut gehabt, etwas anzupacken, sich etwas vorzunehmen. Vor jedem neuen Tag hatte sie Angst. Und dann hatte Jesus sie angesprochen. „Maria“ hatte er zu ihr gesagt, „dein Leben soll jetzt richtig beginnen. Du sollst frei sein von all den bösen Gedanken, die dich quälen. Und so war es auch geschehen. „Maria“ – sie hört noch dieses Wort in ihrem Ohr, wie er sie bei ihrem Namen genannt hat. Und Jesus hatte gesagt: „Gott hat dich bei deinem Namen genannt, du gehörst zu ihm. Und Gott ist stärker als all das, was dich quält und krank macht. Sie ist dann mitgegangen mit Jesus und den Jüngern. Ihr Leben ist seither anders geworden, freier, schöner, heller.

Aber jetzt? Was ist davon noch geblieben? Ob jetzt die bösen Gedanken wieder zurückkommen und ihr Leben wieder schwer machen? Wenn das stimmt, was Jakobus sagt, dass alles wieder so wird wie früher oder noch schlimmer? Ob jemals wieder einer sie so beim Namen nennt, wie Jesus es getan hatte? So hängt sie ihren Gedanken nach. Aber eines wird sie noch tun. Sie wird von dem toten Jesus Abschied nehmen, auch wenn das die Römer, die ihn verurteilt haben, gar nicht gern sehen. Sie wird hingehen zum Grab und den Leichnam salben und zur letzten Ruhe betten. Und wer von den anderen mitkommen will, soll es tun.

2. Szene: Die drei Frauen am Grab

Der hier erzählte Textabschnitt wird in Andeutungen mit dem Osterbericht des Markusevangeliums verknüpft. An eine Harmonisierung beider Berichte ist nicht gedacht, sondern nur an das Vermeiden von Irritationen und verunsichernden Rückfragen. Darum wird hier nur kurz berichtet und nicht weiter ausgeführt.

Und so geschieht es dann auch. Mit den beiden anderen Marien eilt sie am frühen Morgen nach dem Sabbat hinaus zum Felsengrab. Da aber überschlägt sich auf einmal alles. Ein Engel erscheint den Dreien am Grab in hellem Licht und sagt: „Ihr sucht Jesus bei den Toten? Aber da ist er nicht! Gott hat ihm neues Leben geschenkt!“ Voller Schreck laufen sie davon und kommen dann später mit anderen wieder. Den toten Jesus finden sie nicht. Die anderen gehen wieder zurück nach Jerusalem.

3. Szene: Maria begegnet den Engeln

Dann rückt Maria genauer ins Bild, nämlich mit ihren Gefühlen. Die folgenden Begegnungen sollen auch als Visionen der Maria verstanden werden können. Deshalb wird so konsequent vom Subjekt Maria her erzählt, von ihren Wahrnehmungen, nicht vom Subjekt der Engel oder des Auferstandenen aus.
Beim Nacherzählen wird versucht, die bei Johannes vorliegende Dominanz der äußeren Bilder vom leeren Grab konsequent in die inneren Bilder des Abschiednehmens umzusetzen.

Maria von Magdala ist noch dageblieben. Sie setzt sich auf einen Stein und versucht ein bisschen Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Aber es gelingt ihr nicht. Sie weiß nur eines. Ihr Jesus ist nicht da. Nicht einmal mehr Abschied nehmen kann sie von ihm. Und die ganze Trostlosigkeit überfällt sie wieder. Sie sitzt da und weint. Dann rafft sie sich auf, geht noch einmal zum Felsengrab hin und schaut hinein. Und da sieht sie Engel in hellem Licht. Zwei Engel kann sie erkennen, in weißen Kleidern. Das Herz klopft ihr bis zum Hals. Und sie hört die Engel reden: „Frau, warum weinst du?“ Sie hört sich antworten und ihren Schmerz hinausreden: „Nicht einmal mehr verabschieden kann ich mich von Jesus, weil er nicht da ist! Alles ist zu Ende!“ Sie dreht sich um und sieht vor dem Eingang noch jemand stehen, der fragt sie auch: „Warum weinst du?“ Sie ruft in ihrem Schmerz: „Wenn ich nur noch einmal den toten Jesus sehen könnte, dann könnte ich wenigstens noch etwas festhalten von all dem Schönen, das er in mein Leben gebracht hat. Kannst du mich nicht zu ihm führen?“

4. Szene: Ihre Begegnung mit dem Auferstanden

Die Mitte dieser Geschichte ist die Anrede der Maria, das Nennen ihres Namens. In dieser Szene erschließt sich die Ostererfahrung. Dem Auferstandenen werden dann deutende Worte in den Mund gelegt. Hier mögen die Meinungen auseinander gehen, wie viel davon nötig ist.

Da hört sie, wie diese Person ihren Namen sagt, genauso wie damals vor vielen Monaten: „Maria!“ Genauso eindringlich und lebendig. Sie stürzt zu ihm hin: „Jesus, du bist es, Rabbuni, mein Meister“, und will ihn umarmen vor Freude. Aber weiter hört sie die Stimme Jesu: „Du kannst mich nicht anrühren, Maria, denn ich gehöre jetzt zur unsichtbaren Welt Gottes. Aber ich lebe, und du sollst auch leben! Du hast meine Stimme gehört, und genauso bin ich bei dir mit meiner Kraft - auch wenn du mich nicht mehr sehen kannst. Was du mit mir erlebt hast, das ist nicht zu Ende, sondern das geht jetzt weiter. Sage es auch den anderen: Ich lebe und bin bei euch jeden Tag!“

5. Szene: Allein und doch nicht allein

Auch bei der abschließenden Szene steht hier noch einmal bekräftigend die Deutung im Vordergrund. Dazu kommt das Erleben neuer Freude, in dem der Umschwung von der Trauer zur Freude zum Ziel kommt.

Dann ist sie wieder allein. Aber sie fühlt sich jetzt nicht mehr so leer wie vorhin, sondern sie ist ganz erfüllt von dem, was sie gesehen und gehört hat. Sie könnte singen und springen vor Freude. Den toten Jesus wollte sie sehen, um noch ein paar Erinnerungen festzuhalten, und sie ist dem lebendigen begegnet. Ganz deutlich sieht sie vor ihrem inneren Auge, wie Jesus sich zu ihr hergewendet und sie ihn erkennt. Und sie hört dieses Wort „Maria“ und spürt, wie ihr dabei ganz warm wird. Mit Jesu Worten ist auch alles Frühere wieder ganz lebendig in ihr. Sie sieht sich unterwegs mit Jesus und spürt die freundliche Stimmung mit ihm. Die Trauer ist jetzt weg. Dieses „Maria“ ist ein neuer Anfang für sie. Und sie ist sich ganz sicher, dass sie noch viel von diesem Jesus erleben wird, auch wenn sie ihn nicht mehr so direkt sehen kann wie früher. Sie spürt, dass er da ist. „Das muss ich den Freunden erzählen“, sagt sie laut zu sich. Sie muss mit anderen darüber reden, jetzt gleich, sofort. Und schnell läuft sie zurück in die Stadt.

 

Gesprächsanregungen

-         Jetzt ist alles aus, sagen die Jünger. Versuche dir vorzustellen, was sich bei ihnen verändert hat, seit Jesus tot ist!

-         Mit welchen Gedanken denken sie wohl an ihre Zukunft?

-         Vor was hat wohl Maria besondere Angst, wenn sie an ihre Zukunft denkt?

-         Der Jesus, dem Maria begegnet ist derselbe, den sie von früher kennt, und er ist zugleich ein anderer. Versuche diesen Widerspruch zu erklären!

-         Maria sitzt nach der Begegnung mit dem Auferstandenen wieder alleine da, und trotzdem ist soviel anderes geworden in ihr!

-         In der Geschichte kommt manches vor, was man nicht erklären kann. Was meint ihr dazu?

-         Was würde Maria den anderen wohl antworten, wenn sie sagen: Das ist doch alles nur Einbildung!

 

Anregungen für die Freiarbeit

l Sammelt „Mutmachsätze“, die Jesus zu Maria gesagt haben könnte. Du kannst diese Sätze in einem Schatzkästchen sammeln. Kann das auch für dich ein Schatzkästchen sein?

l Gestalte den Namen der Maria aus Magdala in konkreter Poesie.

l Versucht die Stationen im Leben der Maria pantomimisch darzustellen. Können eure Mitschüler erkennen, zu welcher Station eure Pantomime passt?

l Maria kommt zu den noch verängstigten Jüngern zurück. Spielt diese Begegnung.

l Spielt ein Streitgespräch zwischen Maria und Thomas, der sagt: Ich glaube nur, was ich anfassen kann.

l Sucht in eurem Liederbuch ein Osterlied für Maria. Gestaltet es mit Instrumenten.

l Gestaltet eine Osterkerze, auf der Erfahrungen der Maria zum Ausdruck kommen.

l Gestaltet den „Erfahrungsweg der Maria“ als Bodenbild mit Tüchern, Naturmaterialien, Symbolen.

l Schreibe einen Tagebucheintrag zur Begegnung der Maria mit dem Auferstandenen.

l Gestalte mit Ton oder Modelliermasse Maria vor und nach der Begegnung mit dem Auferstandenen.

l Male ein Bild ohne Figuren, nur aus Farben. Mische düstere, traurige Farben und beginne damit dein Bild. Lass dann die dunklen Farben in fröhlich bunte und helle Freudenfarben und Tupfer übergehen – so wie aus Maria Magdalenas Trauer langsam tiefe Freude wird.

l Schreibt für euer Lexikon des christlichen Glaubens einen Beitrag zum Stichwort „Auferstehung“. 

 

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