Die Pfingstgeschichte (Apg. 2)

In Ängstlichkeit erstarrt sein – „Be-GEIST-erung“ erleben – in Bewegung kommen

 

Vorüberlegungen

Das Brausen des Sturmes, die Feuerflammen auf den Köpfen der Jünger, das Verstehen fremder Sprachen – diese Elemente machen das Verständnis der Pfingstgeschichte schwer. In dieser Erzählanregung wird versucht, sie nicht als äußeres, sondern als inneres Geschehen zu erfassen. Die Beteiligten erleben die Gegenwart des Hl. Geistes als Begeisterung für die Sache Jesu und damit als das Ende ihrer Mutlosigkeit. Das wunderhafte Geschehen ist ein kräftiger Auftakt der folgenden Missionstätigkeit der Apostel, bei der diese Verwandlung von Ängstlichkeit in Entschlossenheit zum Weitersagen des Evangeliums zur Geltung kommt.

Kinder können sich wiederfinden in dieser Spannung von Ängstlichkeit und Mut. In der Geschichte lernen sie den Glauben an Jesus Christus als etwas Frohmachendes, Begeisterndes, Aufbauendes kennen. Der Hl. Geist befreit zum selbständigen Tun, das nicht ohne positives Echo bleibt. Das Wunderbare dieser Geschichte ereignet sich nicht außerhalb ihres Verständnisses von Wirklichkeit, sondern wird in es integriert und bleibt dennoch ein ganz außergewöhnliches Ereignis. Kinder erleben an dieser Geschichte auch, dass Glaube ein Geschenk Gottes ist, das eigene Kräfte entbinden kann.

Lernziele

-         die Wirkung des Hl. Geistes in dem Wandel von der Mutlosigkeit zu Aufbruch und Begeisterung erfahren

-         entdecken, dass der Hl. Geist im Erleben und Weitergeben der frohen Botschaft von Jesus Christus zum Wirken kommt.

-         den Hl. Geist als Geschehen, Kraft, Ereignis kennenlernen, im Unterschied zu einer Person (Taube, dritte Person der Trinität)

 

Erzählanregung

1.      Szene: Pfingstfest in Jerusalem

Mit dem Bild der von Wallfahrern bevölkerten Stadt wird mit dem Pfingstfest als dem jüdischen Bundesfest bekannt gemacht.Ausführlicher könnte das noch mit dem Erzählen von einem Besuch im Tempel geschehen, bei dem die Bekräftigung des Bundes mit Gott miterlebt wird.

Sieben Wochen ist es jetzt her, seit Jesus gefangen genommen und gekreuzigt wurde. Und wieder ist ein Fest in Jerusalem. Die Stadt ist voll von Pilgern. Juden, die in anderen Ländern wohnen, sind nach Jerusalem gekommen, um hier das Bundesfest zu feiern und sich dabei an den Bund zu erinnern, den Gott mit seinem Volk vor langer Zeit geschlossen hatte.

 2. Szene: Bei den Jesusfreunden

In einem ersten Gesprächsgang geschieht die Anknüpfung an das Ostergeschehen, an die zugesagte Präsenz des Auferstandenen. Aber es fehlen noch der Mut und die Kraft, das Evangelium auch an fremde Menschen weiterzusagen. Damit wird hier ins Spiel gebracht, was sich dann im Pfingstereignis ins Gegenteil verkehren wird. In dieser Umkehrung wird erzählbar, was der Hl. Geist ist.

In einem Haus sitzen die Jesusfreunde beieinander. „Damals, vor sieben Wochen, als wir das Passafest feierten, da war Jesus noch bei uns“ sagt Andreas. „Und jetzt sitzen wir ohne ihn da!“ – „Aber er ist doch unsichtbar da“, widerspricht Maria. „Er ist mit seiner Kraft bei uns, damit wir weitererzählen, was wir mit ihm erlebt haben!“ – „Ja schon“, meint Jakobus, aber wenn ich draußen die vielen Soldaten sehe, dann vergeht mir der Mut dazu. Wisst ihr, da spüre ich wieder die Angst in mir hochsteigen wie damals, als sie Jesus gefangennahmen und abführten.“ Die anderen nicken: „So geht es uns auch“, murmeln ein paar. „Und außerdem“, redet Simon weiter, „hätte es doch gar keinen Sinn, denen da draußen von Jesus zu erzählen. Erstens verstehen uns die meisten gar nicht, und zweitens können die sich auch gar nicht vorstellen, dass wir mit Jesus so viel von Gott erfahren haben. Und drittens,“ fügt er noch hinzu, „werden die auch nie begreifen, dass Jesus lebt und unsichtbar bei uns ist.“ – „So wie wir dasitzen, so mutlos und zaghaft“, sagt Philippus, „kann man es ja auch gar nicht verstehen. Da müsste schon etwas anderes passieren! Da müsste man schon irgendwie deutlich sehen und spüren können, dass Jesus mit seiner Kraft da ist!“ Die anderen seufzen nur.

 3. Szene: „Be-geist-erung“ regt sich

Wie beginnt diese Umkehrung? Entgegen den äußeren Ereignissen, die im Lukasevangelium sehr unvermittelt hereinbrechen, wird hier zu erzählen versucht, wie sich Begeisterung entzündet, von einem kleinen Flämmchen zum großen Feuer wird. Dabei bieten sich Jesusgeschichten an: so wird der Bezug zu dem mit Jesus Erfahrenen festgehalten. Dabei rücken solche Erfahrungen mit Jesus in den Vordergrund, in denen auch schon der Kontrast zwischen dem kleinen Anfang und der Hoffnung auf große Wirkung das Thema war.

„Erinnert ihr euch noch“, fängt nach einer Weile eine der Frauen an, „wie wir mit Jesus manchmal auch so mutlos waren, weil viele Leute immer noch nicht verstanden, wer er ist? Und dann haben wir wieder Großartiges erlebt, als viele zusammenkamen und ihm gebannt zuhörten.“ – „Ja, und als wir alle Hunger hatten“ macht Andreas weiter, „und Jesus uns beauftragte, unsere paar Brote mit den anderen zu teilen, und wir dachten, das geht bestimmt schief, das reicht doch hinten und vorne nicht, und alle, alle wurden satt! Das war so wunderbar!“ – „Und wisst ihr noch“, ereifert sich Susanna, „als er uns das kleine Senfkorn zeigte und dann die große Senfstaude und sagte: So wird aus dem winzigen Korn meiner Botschaft durch uns alle ein riesengroßer Strauch wachsen. Da hat es mich richtig gepackt, da habe ich gewusst, dass es richtig ist, mit diesem Jesus zu gehen!“ Immer mehr Geschichten erzählen sie, sie kommen richtig in Fahrt, bekommen vor Eifer rote Köpfe, stehen auf und unterstreichen das Erzählte mit ihren Gesten.

 4. Szene: Türen gehen auf

Dann kommt die größte Herausforderung für das Nacherzählen: Wie kann das Erfasstwerden vom Geist Gottes in Sprache und Bilder gefasst werden, ohne auf die lukanische „Außensicht“ zurückgreifen zu müssen? Hier wird versucht, im Hinzukommen von Gästen, deren erstaunlichem Interesse und dem korrespondierenden „In-Fahrt-Kommen“ der Jüngerinnen und Jünger einen Erzählweg zu finden. Das ist eine Möglichkeit. Der Umschwung könnte sich genauso gut im Aufbruch der Gruppe nach draußen hin zur Verkündigung des Evangeliums vollziehen, bei dem die Ängstlichkeit schwindet und die Kraft des Hl. Geistes, die Kraft des unsichtbaren Jesus erfahren wird.
A
uch die Szenerie kann verschieden erzählt werden. Hier bleibt sie ganz beim Haus. Das Neue wird mit der offenen Tür in ihrer symbolischen Bedeutung erfasst. Genauso gut könnte sich die Handlung auch im Tempelbereich abspielen – das Element der Öffentlichkeit würde so noch verstärkt.

Sie haben gar nicht bemerkt, daß ein paar Fremde in den Raum getreten sind und ihnen aufmerksam zuhören. Erst als einer von ihnen zu reden beginnt, erschrecken sie und schauen zur Eingangstür. „Von wem erzählt ihr so tolle Geschichten?“ fragt er. „Von Jesus“ antwortet Petrus, aber ihr werdet euch kaum vorstellen können, was er für uns bedeutet hat!“ – „Doch, doch“ sagen die anderen an der Tür. Das was ihr erzählt, das klingt gut! Erzählt doch weiter!“ Dann macht einer von denen am Eingang die Tür auf und winkt andere herein. Der Raum wird voll, und aufmerksam hören die Gäste zu. Die Freunde Jesu erzählen weiter, laut müssen sie jetzt reden, und mittendrin werden sie freundlich zur Tür hinaus gebeten, damit es die anderen auch hören, die draußen stehen. „Wo ist denn dieser Jesus geblieben?“ ruft einer neugierig. Und Petrus erzählt weiter: „Er ist zum Tod verurteilt und gekreuzigt worden, aber Gott hat ihn auferweckt, und er ist mit seiner Kraft bei uns!“ – „Das merkt man“, ruft ein anderer, „so feurig, wie ihr von ihm erzählt. Ich habe noch nie so wunderbare Geschichten gehört!“

 5. Szene: Der Hl. Geist ergreift die Menschen

Schwierig ist es auf jeden Fall, die pfingstliche Begeisterung zu erzählen. Im freien Erzählen mag dies noch unmittelbarer und spontaner zur Geltung kommen. Aber Singen und Körperhaftigkeit gehören sicherlich zu den Erscheinungsformen dieser Begeisterung dazu. Immer aber geht es um ein inneres Geschehen, das eigentlich nur in Dialogen angemessen zur Sprache kommen kann.
I
n solchem Zusammenhang kommen auch die biblischen Symbole Feuer, Sturm, Sprachen-Verstehen zur Geltung. Sie sollen die Brücke schlagen zum Bibeltext, der gegebenenfalls nachgelesen wird. Wer mehr Bibelnähe sucht, mag hier noch verstärken.
M
it der Taufankündigung, bildlich gefasst als Zug zum Bach im Tal, klingt die Erzählung aus.

Eine der Frauen fängt zu singen an, die anderen stimmen ein und wie Wellen werden alle von dem Lied erfasst, stimmen ein, klatschen mit, wiegen sich im Rhythmus. Ein paar von den Jüngern schauen sich verwundert an: „Jetzt ist es wie mit dem Senfkorn und dem großen Baum! Es ist wunderbar! Es ist, wie wenn ein Feuer der Begeisterung ausgebrochen ist, es brennt in uns, in jedem von uns und in den vielen Menschen da, die wir gar nicht kennen!“ – „Meine Angst ist wie weggeblasen“ ruft Jakobus ganz atemlos, „seht nur, wie die Vielen da auf Petrus hören!“ Der hat sich auf ein Podest gestellt und erzählt und erzählt. „Ich fasse es nicht“, ruft ein anderer der Freunde, „Jesu Kraft hat wie ein Sturmwind die vielen Menschen gepackt! Seht nur hin!“ Inzwischen hat Petrus aufgehört zu reden. Die Menschen singen und freuen sich. „Wie haben die bloß verstanden, was wir erzählt haben?“ fragt Andreas. „Aber sie müssen es verstanden haben. Hättet ihr je gedacht, dass sich so viele Menschen für Jesus interessieren, und dass sie alle spüren, dass er da ist?“ Ein paar Leute kommen die Straße entlang, gehen vorbei, schütteln die Köpfe und sagen: „So früh am Tage, und alle sind schon betrunken! Na sowas!“ Aber die anderen hören gar nicht hin, sondern wieder auf Petrus. „Einer von euch hat mich gerade gefragt“, ruft er laut, „wie man zu den Freunden Jesu gehören kann. Jesus hat Gottes Geist und Kraft bei seiner Taufe erlebt. Die Taufe ist das Zeichen dafür, dass Jesus bei uns ist und wir zu ihm gehören.“ – „Dann möchten wir auch getauft werden“, rufen viele. Und bald danach zieht eine große Schar hinunter zum Bach.

 Gesprächsimpulse:

-         In dieser Geschichte ist ja einiges passiert! Was meint ihr dazu?

-         Könnt ihr euch vorstellen, was die Freunde Jesu am Beginn der Geschichte so mutlos machte?

-         Wo habt ihr in dieser Geschichte gerne zugehört? Was hat euch gut gefallen?

-         Was habt ihr als besonders überraschend empfunden?

-         Vergleicht, wie es den Jüngerinnen und Jüngern am Anfang und am Schluss dieser Geschichte ging!

-         Später erzählten sie immer wieder von diesem Tag. Überlegt, was das Besondere war, das sie hier erlebten!

-         Man sagt, dass an Pfingsten der Hl. Geist erschienen ist. Was meint ihr, wo dies in dieser Geschichte geschah?

 

Anregungen für die Freiarbeit

 

l  Versucht die Verwandlung der Jüngerinnen und Jünger Jesu von Mutlosigkeit in Begeisterung in Farben auszudrücken. Malt ihre Gesichter so, dass man sieht, was in ihnen vorgeht (Nachdenken, Erstaunen, Freude...).
welche Farben helfen euch, dies darzustellen?

l Sucht in der biblischen Geschichte nach Bildern, die davon erzählen, wie der Hl. Geist bei den Menschen wirkte und gestaltet daraus ein eigenes Bild.

l Sucht nach neuen Bildern und / oder Gegenständen, die davon erzählen können, wie Menschen durch Begeisterung in Bewegung kommen.

l Schreibt einen Tagebucheintrag eines Jüngers Jesu, einer Person, die hinzu kam und eines Passanten, der vorbei ging. 

l Spielt einen Reporter, der Leute auf dem Weg zum Fluss befragt.

l In einem Kommentar zur Bibel wird den Lesern erklärt, was der biblische Schreiber wohl mit einzelnen Sätzen gemeint haben mag. Versucht in diesem Sinne zu folgendem Satz einen Kommentar zu verfassen:
„Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.“
Schreibt auf eine Karteikarte oben den bilischen Satz und darunter euren Kommentar.                                   

l In einem Lexikon werden schwierige Begriffe erklärt. Du kannst für das Bibellexikon der Klasse auf Karteikarten Erklärungen zu folgenden Begriffen aufschreiben: Pfingsten / Heiliger Geist          

l  „Ihr seid doch alle betrunken!“ –  Spielt ein Gespräch zwischen Menschen, die so denken, den Freunden Jesu und anderen Be-
   geisterten.

l  Martin Luther hat einmal gesagt: „Der Hl. Geist ist wie ein fahrender Platzregen.“ Du hast bestimmt eine Vorstellung davon, was Luther wohl damit gemeint hat. Du kannst diesen Satz in Schmuckschrift eindrücklich schreiben und mit Bildern und Farben ergänzt ein Plakat dazu gestalten.

l Du kannst das Wort Pfingsten und andere Begriffe aus der Geschichte, die dir wichtig sind, in verschiedenen Formen konkreter Poesie gestalten.

l Erfindet eure „Pfingstgeschichte“.  Lasst euch durch folgende Sätze anregen:
„..da ging mir plötzlich ein Licht auf!“
„..da war ich Feuer und Flamme!“
„..da hat sich unerwartet eine Tür geöffnet!“
„..und plötzlich kam ich in Bewegung!“
„..und Menschen konnten einander verstehen!“                                         

l Gestaltet zu dieser Geschichte eine Collage mit Sätzen aus der biblischen Geschichte, farbiger Gestaltung und Fotobildern aus unserer Zeit  

l Versucht mit Orff-Instrumenten die Veränderung in den Jüngern darzustellen.

l Erarbeitet eine musikalische Begleitung zum Lied „Am hellen Tag kam Jesu Geist“

l Die Freunde Jesu erinnern sich an viele Geschichten und Begebenheiten, die sie mit Jesus erlebt haben. Immer wieder ging es auch dort um die Verwandlung von Angst in Mut. Stellt solche Geschichten pantomimisch dar. Ob die anderen in der Klasse wohl die Geschichten wiedererkennen?

l  Ihr könnte die verschiedenen Stationen im Aufbruchsgeschehen von Pfingsten mit einfachen Mitteln im Sandkasten bauen, auf der Styroporplatte gestalten, mit einfachen Stempeln drucken.

l Gestalte mit deinem Lieblingssatz aus der Pfingstgeschichte und einem Bild eine Grußkarte zum Pfingstfest. 

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